Montag, 20. Juni 2011

Handystrahlen beeinflussen das Lernen

UMTS-Frequenzen in erhöhter Dosis wirken ähnlich wie Stress

Mädchen mit Handy: Strahlenrisiko weiter beforscht
(Foto: aboutpixel.de/Markus)

Bochum (pte025/20.06.2011/13:56) - Elektromagne­tische Felder, wie sie etwa beim Handytelefonat entstehen, können in verstärkter Form Lernprozesse im Gehirn beeinträchtigen. Das berichten Forscher der Universität Bochum in der Zeitschrift "PLoS ONE" auf Basis von Tierversuchen. Das Telefonieren ist aufgrund zu geringer Feldstärke unbedenklich, beruhigen die Wissenschaftler. Für Berufe mit höherer Exposition wie etwa bei manchen Sicherheitsdiensten oder bei Militärs sollten die Grenzwerte jedoch überprüft werden.

Anatomische Wirkungen

Hochfrequentige elektromagnetische Felder (HEF) werden von Mobil- und Hörfunk sowie Fernsehen und Schnurlostelefonie genutzt. Im Körper des Anwenders können sie Wärme erzeugen - und zwar umso mehr, je stärker ihr Magnetfeld ist. UMTS-fähige Handys haben schwache Feldstärken bis maximal 4,8 V/m, wobei sich die thermische Wirkung auf das Hirngewebe mit rund 0,1 Grad in Grenzen hält. Mögliche Folgen einer über 30-minütigen Anwendung auf Funktion und Struktur des Gehirns sind jedoch noch ebenso wenig eindeutig geklärt wie etwa die erhöhte Zellwand-Durchlässigkeit oder beeinträchtigte Lernprozesse.

Letztere gehen nicht nur auf erhöhten Stress bei Experimenten, sondern auch auf nicht-thermische HEF-Wirkungen zurück, konnten die Bochumer Forscher rund um Nora Prochnow nun zeigen. Sie setzten dazu Ratten verschieden starken nichtthermischen HEFs im UMTS-Frequenzbereich aus und überprüften mittels Elektrophysiologie die Prozesse des neuronalen Lernens sowie der synaptischen Gedächtnisbildung. Der Stress des Experiments alleine beeinflusste bei den Tieren bereits die Synapsen und das Gedächtnis. Der Vergleich mit Kontrolltieren zeigte jedoch, dass auch starke elektromagnetische Felder ähnlich signifikant wirken.

Handy außerhalb der Gefahrenzone

Felder einer Stärke des SAR-Wertes von zehn Watt/kg beeinflussen das Lernen und die Gedächtnisbildung, während Felder der SAR-Stärke null und zwei Watt/kg keine messbaren Beeinträchtigungen liefern, so das Ergebnis. Damit ist zumindest die Handy-Alltagsnutzung nicht betroffen. Wie Fachexperten auf pressetext-Anfrage bestätigen, liegt die Feldstärke bei Smartphones normalerweise im Milliwatt-Bereich und erreicht selbst bei Höchstleistung einer gleichzeitigen WLAN-, Bluetooth- und UMTS-Nutzung bloß Werte von maximal 1,5 Watt.

Abstract der Studie unter http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0019437


Diese Meldung wurde von pressetext.austria ausgedruckt und ist unter http://www.pressetext.com/news/20110620025 abrufbar.

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