Montag, 26. März 2012

Nach dem Lernen am besten schlafen

Abends Gelerntes festigt sich besser als am Morgen

Schlafendes Kind: Vor dem Schlaf lernt man am besten
(Foto: Flickr/Woodley)

Notre Dame/Wien (pte019/26.03.2012/13:40) - Um sich Lerninhalte dauerhaft einzuprägen, sollte man am besten nach dem Pauken schlafen. Das berichten Forscher der University of Notre Dame in der Zeitschrift "PLoS ONE". "Nach der Aufnahme neuer Inhalte ist Schlaf für das Gedächtnis optimal. Alle Infos, die man für später behalten möchte, sollte man vor dem Zubettgehen nochmals wiederholen. Denn man sagt so dem schlafenden Gehirn, was es ab­speichern soll", erklärt Studienleiterin Jessica Payne.

Schlaf steigert Effektivität

Die Psychologen ließen 200 Studenten Vokabeln auswendig lernen. Manche der zu lernenden Wort­paare waren semantisch miteinander verwandt, andere wiederum nicht. Diese beiden Arten der überprüften Erinnerung - das episodische und semantische Gedächtnis - braucht der Mensch, um sich im Alltag zu orientieren. Per Zufallsprinzip ließ man die Studenten teils um neun Uhr morgens, teils um neun Uhr abends lernen. Jeweils 30 Minuten sowie zwölf und schließlich 24 Stunden später wurde das Gelernte abgefragt.

Im Zwölf-Stunden-Test schnitten die Studenten nach dem Abendlernen und sechsstündigen Nachtschlaf deutlich besser ab. Lag zwischen Lernen und Kontrolle nur der durchwachte Tag, hatten sie besonders jene Wortpaare wieder vergessen, die zueinander in keinem erkennbaren Zusammenhang standen. Im 24-Stunden-Test - also als bei allen ein Tag und eine Nacht vergangen waren - bestätigte sich das Ergebnis: Lernen vor dem Schlafen ist effektiver - und zwar bei beiden Formen des sogenannten "deklarativen" Gedächtnisses.

Tipps für die Prüfung

"Vor dem Schlaf entscheidet sich, was auf der Festplatte des Gehirns gespeichert bleibt", bestätigt die Wiener Schlafforscherin Brigitte Holzinger im pressetext-Interview. Während am Vormittag die Aufnahme- und Konzen­trationsfähigkeit am höchsten ist, eignen sich die Abendstunden am besten, um bereits Verstandenes nochmals zu wiederholen, da der anschließende Schlaf die Überführung ins Langzeitgedächtnis erleichtert.

Vor großen Prüfungen empfiehlt die Expertin deshalb, in den Tagen davor speziell die Abendstunden zum Lernen zu nutzen. Doch auch der ausreichende Schlaf im Anschluss ist nötig - weshalb man zu viel Stress und Lerndruck besser aus dem Weg geht. "Viele Menschen schlafen bei Erregung schlecht, was auch dem Gedächtnis abträglich sein kann. Deshalb ist es oft besser, am letzten Abend nichts mehr zu lernen."


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Freitag, 2. März 2012

E-Mail und Surfen machen wahnsinnig

Falle Internet: Digital-Therapeutin fordert mehr Selbstkontrolle im Web

Digitale Therapie: Praxistipps gegen ungesunde Webnutzung
(Foto: Eggler)

Wien (pte017/02.03.2012/12:00) - Unser Umgang mit digitalen Medien bringt uns um den Verstand und den Arbeitgeber um viel Geld. Mit scharfer Würze erklärt die Autorin Anitra Eggler im Buch "E-Mail macht dumm, krank und arm" Verhaltensweisen wie "E-Mail-Wahnsinn" oder "Sinnlos-Surf-Syndrom" den Kampf. Ihre "Blitz­therapien" liefert die Kommunikationsexpertin, die sich selbst als "Digital-Therapeutin" bezeichnet, mit einem Augenzwinkern. Im pressetext-Interview beweist sie, dass die Ratschläge dennoch ebenso ernst gemeint sind wie das behandelte Problem.

Zeitdieb Internet

"30 bis 50 Prozent aller E-Mails sind sinnlos und ein ebensolcher Anteil der Surfzeit am Arbeitsplatz fördert nicht das Ergebnis, sondern stiehlt bloß Zeit. Zudem beträgt die durchschnittliche Verweildauer pro Facebook-Besuch oder auch die Ablenkung durch das Abrufen einer E-Mail im Schnitt 25 Minuten", skizziert Eggler den Sachverhalt. Wahrgenommen werde dies nicht, denn das Gefühl für verrinnende Zeit sei ebenso wie die Selbstkontrolle im Netz völlig abhanden gekommen.

Entgleiste Nutzung

Als Symptome für bedenkliche E-Mail-Nutzung führt Eggler im Buch etwa an, dass sich private und berufliche Adresse bei vielen zunehmend vermischen. Zu oft kontrolliere die E-Mail wie ein Sklavenhalter den Arbeitsrhythmus und der Drang zum ständigen Nachsehen und Drücken des Empfangen-Knopfes sei oft schon suchtartig. Dazu bekrittelt es die Autorin auch als Unsitte, stets viele als Empfänger in die "CC"-Leiste zu setzen und somit den Verkehr zu erhöhen. Die Folgen: Informationsüberflutung, Konzentrationsverlust und ständige Ablenkung.

Um keinen Deut besser verhalte es sich bei der Suche im Internet. Das einstige "Nur-mal-kurz-im-Internet-Nachsehen" verkomme in der Endphase zum ziellosen, zwanghaften Surfen mit hohem Zeitaufwand, da sich Internetuser viel zu oft von Links zu Seiten verführen lassen, die sie ursprünglich gar nicht finden wollten. Durch das Medien-Multitasking, die Beteiligung an möglichst allen Sozialen Netzwerken und die vielen parallel geöffneten Browser-Tabs sei das Gehirn heillos mit Reizen überflutet. Auswirkungen habe dies auch für das reale Leben - vernichtete Arbeitszeiten etwa oder familiäre Entfremdungen bis hin zu Scheidungen.

Öffnungszeiten für E-Mail nötig

"Schraubt man E-Mail und Surfen um ein Drittel runter, bringt das viel zusätzliche Zeit für produktives Schaffen", behauptet Eggler. Ähnlich radikal sind ihre konkreten Vorschläge: Den Arbeitstag offline beginnen, fixe E-Mail-Öffnungszeiten definieren und anderen auch mitteilen, E-Mails kurz und im Stil einer Nachrichtenagentur verfassen sowie kritisches Lesen vor dem Absenden. Auch beim Surfen sollte man ein Tageslimit etwa von zwei Stunden festlegen, die Augenbewegungen entschleunigen, die Maus an die kurze Leine nehmen, nur Gewinnbringendes anklicken und Inhalte völlig zu meiden, bei deren Betrachten man nicht ertappt werden möchte.

Die Autorin ist verwegen genug, um neben Selbsttests, Ratschlägen und Erster Hilfe für Betroffene auch Therapiepläne für Unternehmen zu skizzieren und dabei auch einen "Return of Investment" zu versprechen. Alles weitere im grafisch durchgestalteten Buch ist Motivationshilfe - etwa Mantras wie "Das Internet kann man nicht heiraten", "Ich bin keine Festplatte" oder "Wir betrachten unsere Handys mehr als unsere Kinder" oder Zitate wie "Ich bezweifle, dass jemand mit Internetanschluss an seinem Arbeitsplatz gute Literatur schreiben kann".

Ausbeuten statt ausgebeutet werden

Solange man die Digitalisierung im positiven Sinn bestmöglich ausbeutet, sei nichts gegen sie einzuwenden, betont Eggler. "Das tun wir aber nicht. Aus Angst, nicht mitreden zu können, beschaffen wir uns stets das neueste iPhone, ohne die Gebrauchsanleitung zu lesen und die Möglichkeiten zu nutzen", so Eggler. Das maximale Potenzial schlagen diejenigen heraus, die etwa ihren Browser tatsächlich nach eigenen Bedürfnissen konfiguriert oder die Möglichkeiten der erweiterten Google-Suche nutzen und Begriffe oder Medienformate ein- und ausgrenzen. "Ziel ist, nur das zu bekommen, was ich brauche. Die meisten scheitern daran."

Dass das Internet wichtige Bedürfnisse wie etwa nach Ablenkung und Spaß befriedigt, stellt die Medienexpertin nicht in Abrede, doch gebe es bessere Alternativen. "Es ist weitaus besser, einen Erfolg gemeinsam in der Kaffeeküche mit Prosecco zu feiern als auf Facebook. Wir müssen wieder mehr miteinander reden - in der Fleischwelt, oder zumindest am Telefon."

Leseprobe (77 Seiten) unter http://bit.ly/nTULTu


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Donnerstag, 1. März 2012

Depression: Gedächtnisdefizite heilbar

Aminosäure gibt Patienten gutes Erinnerungsvermögen zurück

Depressive Frau: Grübeln belastet Gedächnis
(Foto: pixelio.de, Kurt Michel)

Stockholm/Hildesheim (pte018/01.03.2012/11:30) - Depressive leiden häufig an Gedächtnisdefiziten. Dem wollen Forscher aus Schweden entgegenwirken: "Wir konnten Gedächtnisstörungen bei depressiven Ratten heilen, indem wir ihnen die Aminosäure D-Serin verabreicht haben", sagt Mia Lindskog vom Karolinska Institutet Department of Neuroscience. Ob die phar­malogische Therapie auch beim Menschen hilfreich ist, muss noch erforscht werden.

Tests an Ratten

"Depressive neigen zum Grübeln und das besetzt ihren Speicher", sagt Johannes Michalak, Psychologe bei der Stiftung Universität Hildesheim, gegenüber pressetext. Das komme aber nur vor, wenn die Situation für den depressiv Erkrankten unstrukturiert erscheint. Michalak hält bei leichten und mittleren Depressionen eine Therapie als geeignete Maßnahme. "Durch eine Psychotherapie kann zumindest das Grübeln reduziert werden, die Defizite im Gedächtnis zeigen sich dann nicht mehr", sagt er.

Forscherin Lindskog und ihr Team verwendeten Ratten, die speziell mit einer Disposition für eine Depression gezüchtet wurden. Die depressiven Ratten wurden mit normalen Laborratten verglichen. Die Tests prüften das Gedächtnis der Tiere. Die Forscher untersuchten auch die synaptische Aktivität im Hippocampus der Ratten, einem Teil des Gehirns, der eine wichtige Rolle bei der Erinnerung spielt.

Mögliches Medikament

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die synaptischen Aktivitäten in den Gehirnen der depressiven Ratten wesentlich höher waren als in der Kontrollgruppe. Allerdings reagierten die Gehirne erkrankter Ratten kaum, wenn die Forscher versuchten, sie über äußere Reize zu stimulieren. Nur wenn den Nagetieren D-Serin verabreicht wurde, verbesserte sich die Gehirnleistung der depressiven Ratten. "D-Serin scheint ein Kandidat für ein neues Medikament zu sein", sagt Lindskog.


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