Montag, 13. Februar 2012

Zu viele Kalorien fördern Gedächtnisverlust

Alte Menschen haben doppeltes MCI-Risiko durch falsche Ernährung

Süßes: Ungesundes Essen schlägt auf das Gehirn
(Foto:flickr.com/wuestenigel)

New Orleans (pte028/13.02.2012/16:30) - Der tägliche Konsum von 2.100 bis 6.000 Kalorien verdoppelt ab dem 70. Lebensjahr das Risiko auf leichte kognitive Beeinträchtigungen ("Mild Cognitive Impairment", MCI). Dies besagen jüngste Ergebnisse einer Studie von Yonas E. Geda an der Mayo Clinic, an der rund 1.200 gesunde Menschen zwischen 70 und 89 Jahren teilgenommen haben.

Die Forscher sammelten dazu den selbst dokumen­tierten Kalorienverbrauch eines jedes Patienten und teilten diese in drei Gruppen. Ein Drittel verbrauchte zwischen 600 und 1.500 Kalorien am Tag, die zweite Gruppe zwischen 1.500 und 2.140 und das letzte Drittel nahm täglich zwischen 2.140 und 6.000 Kalorien zu sich.

Gesundes Essen wichtig

Die Ergebnisse sind gleich geblieben, nachdem man diese auf Krankheiten wie Diabetes, Schlaganfälle und anderen Faktoren, die das Risiko auf Gedächtnisschwund beeinflussen können, abgestimmt hat. So riskiert die Gruppe mit den meisten Kalorienverbrauchern im Gegensatz zu den am wenigsten Konsumierenden eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, an MCI zu erkranken.

"Je höher die Menge an täglicher Kalorien-Zufuhr, desto größer das Risiko auf MCI", erklärt Geda. "Essen, das auch zu einer gesunden Diät führt, ist ein besserer Weg, Gedächtnisverlust mit dem Alter zu verhindern." MCI ist die Phase zwischen dem normalen, mit dem Alter auftretenden Gedächtnisschwund, und frühem Alzheimer.

Elektroschock ruft Erinnerung zurück

Zudem hat eine weitere Studie ergeben, dass ein an das Gehirn gesendeter Elektroschock Erinnerungen von beispielsweise an Alzheimer erkrankten Menschen zurückholen kann. Eine solche Studie wurde zuvor an Tieren durchgeführt. Den Ergebnissen zufolge konnten sogar neue Gehirnzellen in geschädigten Bereichen wiederhergestellt werden.

An der Studie haben sieben Personen teilgenommen, die alle an Epilepsie erkrankt waren. Das Experiment konnte allen sieben Teilnehmern helfen - sogar jenen, die an Gedächtnisschwund litten. Das erfolgreiche Experiment hat Forscher und Ärzte weiter optimistisch gestimmt.


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Donnerstag, 9. Februar 2012

Gehirn: Nikotin vergrößert "Arbeitsspeicher"

Raucher bei Tests mit höherer Reaktionsgeschwindigkeit

Raucher: Nikotin verhilft zu Höchstleistungen
(Foto: pixelio.de, G. Gumhold)
Mailand (pte004/09.02.2012/06:15) - Wissenschaftler am Istituto di Bioimmagini e Fisiologia Molecolare und der Università di Milano - Bicocca haben neue Erkenntnisse über die Wirkung von Nikotin auf das menschliche Gehirn gewonnen. Damit eröffnen sich neue Wege, den bei Alzheimer-Patienten typischen Gedächnis- und Motorikstörungen entgegenzuwirken.

Überraschende Testergebnisse

Verglichen wurden eine Gruppe von Rauchern mit einem Tageskonsum von sieben bis 20 Zigaretten und eine Gruppe von absoluten Nichtrauchern, wobei auch auf die Ähnlichkeit in der psychosomatischen und kulturellen Zusammensetzung geachtet wurde. Die Teilnehmer mussten mit fest gerichtetem Blick zuvor angekündigte, über das Blickfeld unregelmäßig verteilte Gegenstände oder Informationen erkennen und dies mit einem Tastendruck bestätigen.
Eine zweite Aufgabe bestand darin, möglichst schnell entweder mit dem Zeige- oder dem Mittelfinger auf eine Abfolge von Zeichen zu reagieren. Während der Tests wurde mithilfe von 128 Sensoren die bioelektrische Hirntätigkeit der Probanden gemessen. "Dieses Vorgehen hat uns ermöglicht, die Funktionsfähigkeit des Gehirns in Abhängigkeit von der jeweils gestellten Aufgabe zu erkunden", so Projektleiterin Alice Mado Proverbio.

Mögliche Alzheimer- und Parkinson-Therapie

"Beim Test zur räumlichen Wahrnehmung war kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Reaktionsgeschwindigkeit zwischen beiden Gruppen festzustellen", unterstreicht die Fachfrau. Anders stellt sich das Ergebnis jedoch bei der Versuchsanordnung unter gleichzeitiger Erprobung der Gedächnis- und Reaktionfähigkeit dar.
"Dort waren die Raucher im Schnitt 50 Millisekunden schneller, allerdings auch um 100 Millisekunden langsamer bei der Aufgabe, die sachlich richtige Reaktionsentscheidung zu treffen", so die italienische Forscherin. Dank der Verwendung der Low Resolution Electromagnetic Tomography (Loreta) ist es möglich, die fundamentale Rolle der Neuronen in der vorderen Gehirnspähre bei der durch Nikotinzufuhr gesteigerten Fähigkeit der "working memory" zu ermitteln.
Sie könnten den Weg für eine therapeutische Nutzung des Nikotins bei Alzheimer- und Parkinson-Patienten eröffnen. Die Einzelheiten der Untersuchung sind beim Weltkongress der Society of Neuroscience in Washington vorgestellt worden.

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Freitag, 3. Februar 2012

Varianten fehlender Gesichtserkennung entdeckt

Forscher finden "unbewußte Erkennung" bei manchen Betroffenen

Promis und Unbekannte: Mit Prosopagnosie nicht unterscheidbar
(Foto: Duchaine)

London/Münster (pte016/03.02.2012/12:00) - Das Merken und Wiedererkennen von Gesichtern ist in der Alltagskommunikation wichtig, gelingt jedoch vielen aufgrund eines Gendefekts oder Unfalls nicht. Allein in Deutschland sind zwei Mio. Menschen von diesem Problem betroffen. Meist kommen sie gut damit zurecht und identifizieren ihr Gegenüber mit anderen Anhaltspunkten wie etwa Gang, Frisur oder Stimme. Dass es vielleicht ganz unterschiedliche Formen dieses im Fachterminus als "Prosopagnosie" bezeichneten Phänomens gibt, behaupten Forscher vom Birkbeck College der Universität London in der Zeitschrift "Brain".

Erkennen und Vergessen in 600 Millisekunden

Die Forscher zeigten zwölf Versuchspersonen mit Prosopagnosie Gesichter von Berühmtheiten und Unbekannten. Gleichzeitig beobachteten sie im Elektroenzephalogramm (EEG) den Zeitpunkt, in dem das Gehirn auf diese Stimuli elektrisch reagierte. Obwohl alle Untersuchten wie erwartet angaben, selbst die berühmten Gesichter nicht zu erkennen, zeigte sich bei einigen von ihnen im EEG nach 250 Millisekunden eine Reaktion, die normalerweise bei erfolgreicher Gesichtserkennung auftritt. Nach 600 Millisekunden war diese Erkennungsreaktion bei elf der zwölf Probanden wieder verschwunden.

Die Deutung der Wissenschaftler: Einige der Prosopagnosie-Testpersonen haben die Gesichter in einer frühen Phase erkannt, doch ging die Information später wieder verloren. Manche Teile des Gehirns könnten demnach wissen, dass sie ein bekanntes Gesicht sehen - sie erkennen es unbewusst. "Der Temporärlappen des Gehirns enthält eine ganze Reihe von Regionen, die Gesichter verarbeiten. Vorstellbar ist, dass es hier sehr verschiedene Arten von Störungen gibt - und somit wahrscheinlich sogar Dutzende unterschiedliche Formen der Gesichtsblindheit", sagt Studienleiter Bradley Duchaine.

Vererbung über ein Gen

Der Münsteraner Prosopagnosie-Forscher Thomas Grüter bezeichnet den Ansatz gegenüber pressetext als "interessant", relativiert aber: "Ein Nachweis, der auch das Verhalten oder die Symptome miteinschließt, ist damit noch nicht gelungen." Für die Lebensführung der Betroffenen dürfte der vermutete Unterschied zwischen unbewusster und bewusster Gesichtserkennung zudem kaum relevant sein. "Zumindest die relativ häufige erbliche Form der angeborenen Prosopagnosie ist klinisch relativ einheitlich und weist einen autosomal dominanten Erbgang auf. Das würde eher für einen Defekt an einem einzelnen Gen statt für eine große Vielfalt unterschiedlicher Formen sprechen", so der Experte.

Ein deutscher Neurologe dokumentierte 1947 erstmals die Prosopagnosie bei Patienten mit schweren Kopfverletzungen. Erst später zeigte sich, dass die Schwäche bei vielen von Geburt an besteht und zu 50 Prozent an die Kinder vererbt wird. Erst langsam wird die Wahrnehmungsschwäche bekannt, wozu das gestiegene Interesse der Medien in den vergangenen Jahren beigetragen hat.

Abstract der Studie


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Donnerstag, 2. Februar 2012

Liebevolle Erziehung lässt Gehirn wachsen

Lernzentrum bei feinfühligen Eltern um ein Zehntel größer

Kind mit Mutter: Feinfühlige Erziehung macht schlau
(Foto: pixelio.de/vanMelis)

St. Louis/Magdeburg (pte004/02.02.2012/06:15) - Wer sein Kind mit viel Hingabe umsorgt, fördert damit dessen Hirnreifung. Um ganze zehn Prozent größer ist das Lern- und Gedächtniszentrum im Gehirn bei Schulkindern, deren Mütter in frühen Jahren besonders feinfühligen Umgang gezeigt haben. Das berichten Forscher der Washington University School of Medicine in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Eltern steuern Entwicklung

Untersucht wurden 92 Kinder im Vorschulalter, denen man eine stressauslösende Aufgabe stellte: Sie sollten darauf warten, ein ersehntes Geschenk zu öffnen, wobei sie von einem Elternteil - meist die Mutter - unterstützt wurden. Die Szene wurde gefilmt und von unbeteiligten Experten analysiert. Jahre später, im Grundschulalter, erstellte man Gehirnscans der Kinder. Das Ergebnis: Kinder mit feinfühligen Müttern hatten einen um zehn Prozent größeren Hippocampus als Altersgenossen, deren Mütter wenig auf sie eingegangen waren.

Die Studienautorin Joan L. Luby sieht darin den "ersten Nachweis beim Menschen, dass Mutterliebe die kindliche Gehirnstruktur tatsächlich verändert". Eine bessere Schulleistung habe man schon zuvor festgestellt. "Auch von Tieren, deren Elternverhalten man ja über längere Zeiträume beobachten kann, kennt man den Zusammen­hang", erklärt der Magdeburger Biologe Jörg Bock im pressetext-Interview. So haben auch Rattenkinder, die von den Müttern besonders lange geleckt wurden, einen größeren Hippocampus.

Lernen und Stressregulierung

Der Hippocampus ist Teil des limbischen Systems des Gehirns, das bei Emotionen und der Lernleistung eine wichtige Rolle spielt. "Bei jedem neuen Dazulernen ist diese Region beteiligt. Ist er vergrößert, dürfte dies die Lernleistung verbessern", erklärt Bock. Erklärbar sei das Wachstum vor allem dadurch, dass die Zuwendung die Neubildung der Nervenzellen-Synapsen stimuliert. Jedoch auch Stressreaktionen laufen über den Hippocampus und verschlechtern sich, wenn das zentral gelegene Hirnareal beschädigt ist.

Die US-Forscher interpretieren das Ergebnis als Zeichen, wie bedeutend die scheinbar rein intuitive Erziehung durch die Eltern für die menschliche Entwicklung ist. "Günstig wäre, den erzieherischen Fähigkeiten mehr Aufmerksamkeit und Förderung zu geben. Denn die Umsorgung im frühen Alter bestimmt die spätere Entwicklung in sehr, sehr hohem Ausmaß", schreibt Luby.

Originalartikel


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