Freitag, 19. Oktober 2012

Bluttransfusion als Schlüssel zu ewiger Jugend

Kognitive Fähigkeiten älterer Mäuse durch junges Plasma verbessert

Bluttransfusion: verjüngende Wirkung bei Mäusen
(Foto: flickr.com/@alviseni)

Kalifornien/Innsbruck (pte015/19.10.2012/12:00) - Seit Jahr­hunderten ist die Menschheit darauf versessen, ein Elixier zu finden, welches in der Lage ist, älteren Menschen ewige Jugend zu verleihen. Laut neuesten Forschungserkenntnissen der Stanford University in Kalifornien könnte die Transfusion von Blut eines jüngeren Menschen der Schlüssel zu diesem bisher für unmöglich gehaltenen Unterfangen sein. Bei alten Mäusen ist es den Experten nicht nur gelungen, den altersbedingten Abbau der kognitiven Fähigkeiten durch die Gabe des Blutes jüngerer Mäuse aufzuhalten und ihn teilweise rückgängig zu machen, sondern auch das Wachstum neuer Zellen anzuregen.

Positive Wirkung durch Erythrozyten

"Grundsätzlich ist nicht das Alter des Blutspenders ausschlaggend für die positive Wirkung des Blutes, sondern nur das Alter der Erythrozyten, die nur eine durchschnittliche Überlebensdauer von 100 Tagen haben. Deshalb wäre es ideal,die jüngeren Zellen einer Blutkonserve von den älteren Blutbestandteilen zu isolieren und ausschließlich diese zu transferieren", so Harald Schennach, Vorstand des Zentralinstituts für Bluttransfusion und immunologische Abteilung in Innsbruck, gegenüber pressetext. Dieses Verfahren werde zwar bereits diskutiert, weil es eine längere Überlebensdauer der Erythrozyten ermöglichen würde, existiere bisweilen aber noch nicht.

Die Blutkreislaufsysteme der älteren und der jüngeren Mäuse wurden miteinander verbunden. Nachdem das Blut beider Mäuse vollständig miteinander vermischt war, analysierten die Forscher das Gehirn der Tiere. Dabei stellten sie fest, dass ganz besonders jene Areale des Hippocampus, die für das Lernen und die Konservierung des erworbenen Wissens verantwortlich sind, eine Strukturveränderung sowie eine Vermehrung der Proteine und ein erhöhtes Nervenwachstum zeigen. Darüber hinaus verstärkte die Transfusion die neuronalen Verbindungen in Gehirnarealen, in welchen neue Zellen unter normalen Umständen überhaupt nicht wachsen.

Blutplasma erhöht Gedächtnisleistung

Das Forschungsteam verabreichte zwölf alten Mäusen über einen Monat hinweg Blutplasma-Injektionen von jungen und von alten Tieren, um herauszufinden, ob die Veränderungen tatsächlich die kognitiven Fähigkeiten verbessern. Anschließend mussten die Mäuse einen versteckten Gegenstand im Wasser lokalisieren. Bei dieser Standard-Gedächtnisaufgabe schnitten die Mäuse, denen das junge Blutplasma injiziert wurde, wesentlich besser ab als jene mit dem alten Plasma. Obwohl die individuellen Faktoren, welche den verjüngenden Effekt des Plasmas auslösen noch unbekannt sind, ist man zuversichtlich diese Erkenntnisse eines Tages auf Menschen übertragen zu können.


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Donnerstag, 4. Oktober 2012

Gehirn "erblindet" beim Erinnern

Objekte im Sehfeld werden nicht wahrgenommen

Konzentrierte Frau: Sehkortex wird deaktiviert
(Foto: pixelio.de, S. Hegewald)

London (pte002/04.10.2012/06:05) - Das Konzen­trieren auf eine Sache oder der Versuch, sich an etwas Bestimmtes zu erinnern, macht den Menschen blind für das, was um ihn herum passiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des University College in London. Wenn Objekte während dieser aktiven kognitiven Tätigkeit direkt im Sehfeld stehen, sieht sie das Auge zwar, das Gehirn nimmt sie jedoch nicht wahr.

Lichtblitze ignoriert

Die Probanden der Erhebung wurden einer funktionellen Magnetenresonanztomographie ausgesetzt, die Aktivitäten im Gehirn misst. Den Teilnehmern wurde danach eine visuelle Erinnerungsaufgabe gegeben, wobei sie ein bestimmtes Bild gedanklich hervorrufen mussten.

Während dieses Denkprozesses scheiterten sie an der Wahrnehmung eines Lichtblitzes, der direkt in ihrem Sehfeld produziert wurde. Dieser konnte jedoch erkannt werden, wenn die Probanden frei von Gedanken waren.

Sehkortex deaktiviert

Ein ähnliches Phänomen wurde bereits mit dem bekannten Versuch "Invisible Gorilla" demonstriert, bei dem Zuschauer eines Basketballclips die Pässe zählen mussten und dabei den vorbeigehenden Gorilla übersahen. Die neuen Ergebnisse besagen, dass das visuelle Feld jedoch nicht obligatorisch mit Objekten verknüpft werden muss, um "blind" für andere zu sein. Alleine das bewusste Erinnern führt dazu, da der primäre Sehkortex ausgeschaltet wird.

Das Phänomen des geistlichen Erblindens kann Unfallgefahren erhöhen. Wenn Menschen versuchen, sich an den Weg, der ihnen zum Beispiel das Navigationssystem gezeigt hat, zu erinnern, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, Störfaktoren und Gefahren auf der Straße zu übersehen, obwohl sie grundsätzlich gesehen werden.


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Montag, 1. Oktober 2012

Digital-Leser verwechseln Papier mit Touchscreen

Gehirne gewöhnen sich schnell an neue Technologien

Bedienung per Finger: wird mittlerweile erwartet
(Foto: pixelio.de, momosu)

Wien (pte026/01.10.2012/13:45) - Die Gewohnheiten, die mit digitaler Mediennutzung einhergehen, haben großen Einfluss auf unser Gehirn, wie die New York Times berichtet. Nicht nur Kinder, die mit Tablet-Computern und Smartphones aufwachsen, versuchen gelegentlich, analoge Zeitungen aus Papier mit einem Fingerwisch umzublättern. Durch die Macht der Gewohnheit sind auch erwachsene Hirne, die den Umgang mit Medien aus toten Bäumen noch gelernt haben, nicht vor solchen Kurzschlüssen gefeit. US-Wissenschaftler führen solche Verwirrungen auf die auf Effizienz getrimmten Denkorgane der Menschen zurück.

Gewohnheit obsiegt

"Die direkte Manipulation durch Touchscreens ist viel natürlicher als der Umweg über die Maus. Die Menschen erwarten sich von Technologie schon natürliche Bedienung, deshalb versuchen sie etwa beim Auto-Navigationsgerät als erstes, ob sie es mit den Fingern bedienen können. Auch mir ist das schon passiert. Wenn sich solche Bedienkonzepte als Muster ins Gehirn eingebrannt haben, ist auch der Versuch, Papier mit den Fingern zu 'bedienen' verständlich", sagt Norbert Zellhofer von Interface Consult gegenüber pressetext.

Das sehen Hirnforscher ähnlich: "Gehirne lieben Gewohnheiten. Sie sind auf Effizienz ausgelegt. Unsere Hirne sind gemacht, um zwei Dinge in Raum und Zeit in Verbindung zu setzen und sich an diese Verknüpfung zu erinnern. Das wird dann automatisch umgesetzt, etwa wenn Menschen versuchen, eine Papier-Zeitung wie einen Touchscrenn zu scrollen", sagt Clifford Nass von der Stanford University gegenüber der New York Times. Dasselbe Prinzip gilt auch für andere technologische Neuerungen.

Langsame Anpassung

Laut Wissenschaftlern der University of California dauert es unabhängig vom Alter lediglich sieben Tage, bis ein menschliches Gehirn sich an neue Technologien anpasst. Dadurch, dass viele Menschen ihren Medienkonsum mittlerweile fast vollständig in die digitale Sphäre verlagert haben, steigt die Erwartung ihrer Gehirne, Informationsquellen in gewohnter Art zu handhaben. Deshalb versuchen Menschen, Geldautomaten wie einen Touchscreen zu behandeln, obwohl die meisten Geräte nicht darauf ausgelegt sind. Andere Neuerungen, etwa kontaktloses Bezahlen, werden ähnliche Erwartungshaltungen in den Menschen wecken. Die Wirtschaft wird sich auf diese Änderungen einstellen müssen.

"Der Trend wird - vielleicht mit Ausnahme des Desktop-PCs - weiter in Richtung Touch-Bedienbarkeit gehen. Für die Industrie ist das sogar ein Vorteil, weil etwa Touch-Interfaces für Geldautomaten einfacher zu programmieren sind. Allerdings geschieht die Umstellung langsam und in Schritten, weil die Kosten relativ hoch sind. Die Ticketautomaten der ÖBB unterstützen etwa die Eingabe mit den Fingern, die fehlende Multi-Touch-Funktionalität führt aber öfter zu Verwirrung, weil die Nutzer an die Bedienung von Tablets und Smartphones gewöhnt sind", so Zellhofer.

Papier frustriert Kind:


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