Samstag, 21. April 2012

Selbstgespräche nützlich für Konzentration

Bessere Ergebnisse beim Wiederfinden und Auswendiglernen

Mädchen: Kinder kommentieren sich häufig selbst
(Foto: pixelio.de, Helene Souza)

Berlin (pte002/21.04.2012/06:05) - Menschen, die mit sich selbst sprechen, wirken zwar seltsam, können sich Sachverhalte jedoch besser merken. Psychologen der Universitäten Wisconsin-Madison und Pennsylvania haben belegt, dass das Reden mit sich selbst gut für das Wiederfinden von Dingen ist. Die Psychologen Gary Lupyan und Daniel Swingley führten dazu eine Reihe von Experimenten durch und beobachteten Menschen, die zu sich selbst murmeln, wenn sie versuchen etwas zu finden.

Auch innerer Dialog hilfreich

Ob man den Dialog laut oder nur innerlich führt, ist unerheblich. "Auch der innere Dialog kann uns unterstützen", sagt Anja Vehrenkamp, Lehrtrainerin am Institut für angewandte Positive Psychologie in Berlin, gegenüber pressetext. "Wenn es um das Wiederfinden oder auch um das Auswendiglernen geht, macht es sehr viel Sinn, etwas auszusprechen", so die Fachfrau. Bei Erwachsenen wirkt der Selbstdialog irrational, bei Kindern kann man sehr häufig beobachen, dass sie ihre eigenen Schritte für sich kommentieren.

Das Wiederholen und laute Aussprechen der Begriffe und Schritte hilft bei der Konzentration und beim Lernen, bestätigt Vehrenkamp. Daran können sich auch Erwachsene ein Beispiel nehmen. Die beiden Psychologen haben den Teilnehmern in ihrem ersten Experiment 20 Bilder von verschiedenen Objekten gezeigt. Daraufhin mussten die Probanden nach der Methode von Memory bestimmte Bilder wiederfinden. Menschen, die den Begriff vor sich hin murmelten, fanden das Bild schneller.


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Mittwoch, 11. April 2012

Übermäßiges Internet-Surfen zerstört Gehirne

Steigende Online-Zeit verändert Struktur des Denkorgans

Gehirn: passt sich einseitiger Belastung an
(Foto: pixelio.de, G. Altmann)

Hannover (pte011/11.04.2012/11:59) - Das US-Infor­mationsportal Forensic Psychology hat Daten zusammengetragen, die den Einfluss der wachsenden online verbrachten Zeit zusammenfassen. Demnach verbringen die Menschen gemeinsam jeden Monat 35 Mrd. Stunden im Netz und konsumieren dabei täglich drei Mal so viel Information wie in den 1960er-Jahren. 61 Prozent der US-Amerikaner bezeichnen sich bereits als Internet-abhängig. Das dauernde Multitasking und die nicht-lineare Struktur des Internets hinterlassen mittlerweile deutliche Spuren im Gehirn.

"Übermäßiger Konsum ist definitiv schädlich. In Deutschland sind etwa fünf Prozent der Jugendlichen internet- oder computersüchtig. Weitere fünf bis zehn Prozent betreiben Missbrauch. Dabei hinterlässt alles was wir machen Spuren im Gehirn. Das heißt nicht, dass das Internet schlecht ist oder abgeschafft werden soll. Die Technik bietet wunderbare Möglichkeiten. Kinderzimmer sollten meiner Meinung nach aber komplett bildschirmfrei gehalten werden", sagt Christoph Möller vom Kinder und Jugendkrankenhaus auf der Bult in Hannover gegenüber pressetext.

Schlechtes Lernen

Vor allem bei der Arbeit werden Computer immer unverzichtbarer. Im Schnitt wechselt ein US-Amerikaner bei der Arbeit alle zwei Minuten mehrmals zwischen verschiedenen Anwendungen, Fenstern und Programmen. Über 95 Prozent haben gleichzeitig mehrere Tabs in ihrem Browser geöffnet. Dabei verursacht Multitasking erwiesenermaßen Stress und senkt die Leistungsfähigkeit des Nervensystems. Auch unsere Fähigkeit, Informationen zu speichern, leidet durch die übermäßige Verwendung des Internets. Musste früher die gesuchte Information gespeichert werden, merken sich Menschen heute eher die Wege zum Wissen.

"Im Internet verfolgen die User nicht stringent einen Gedanken, sondern sie bewegen sich assoziativ. So merken sie sich maximal die Wege", sagt auch Möller. Das hat auch Einfluss auf die schulischen Leistungen. "Je mehr Zeit Kinder vor dem Bildschirm verbringen, desto schlechter sind sie in der Schule. Das liegt vor allem daran, dass sie neben der Online-Kommunikation wenig Zeit für Schulisches haben", erklärt der Experte. Die neuen Möglichkeiten Kontakte aufzubauen und zu erhalten, machen Menschen noch nicht einmal glücklicher.

Tendenz zur Depression

Laut der US-Statistik ist das Risiko einer Depression für Menschen, die übermäßig viel Zeit im Netz verbringen, 2,5 Mal so hoch wie für den Durchschnitt. "Hier stellt sich die Frage nach der Henne und dem Ei. Meiner Meinung nach ist es eher umgekehrt. Menschen mit psychischer Vorbelastung neigen eher dazu, sich im Netz zu vergraben. Die Online-Freundschaften, die ohne Kontakt auskommen, betäuben den zugrundeliegenden Schmerz jedoch nur kurzfristig, ähnlich wie Alkohol oder Drogen", so Möller.

Neben Depressionen leiden überdurchschnittlich häufige Internetnutzer auch an einem Rückgang der weißen Substanz in den Gehirnarealen für Erinnerung, Sprache, Emotion und Sinneseindrücke um bis zu 20 Prozent. "Das Internet stellt sehr einseitige Anforderungen an unser Nervensystem. Das Gehirn reagiert auf solche dauerhaften Einflüsse. Jugendliche haben durch das häufige Schreiben von SMS beispielsweise ein vergrößertes Daumen-Areal im Hirn. Andere Regionen verkümmern dagegen", sagt Möller.

Bei ihrer Einführung werden neue Medien oft verteufelt. Das war schon bei der Erfindung des Buchdrucks der Fall. Beim Internet kommt jedoch eine neue Komponente hinzu. "Durch Computerspiele wird aktiv eine Sucht erzeugt. Durch die Aufrüstung von Charakteren beispielsweise entsteht ein starker Impuls, länger zu verweilen. Manche Jugendliche wissen bereits nicht mehr, wie sie sich im sozialen Miteinander verhalten sollen", erklärt Möller. Der Experte plädiert für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Technologie.


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