Dienstag, 24. Juli 2012

Forscher arbeitet an Genie-Kappe

Hirnstimulation mit Gleichstrom soll Leistung verbessern

Gehirn: Formen des elektrischen Dopings untersucht
(Foto: Flickr/Sandberg)

Sydney (pte002/24.07.2012/06:05) - Wissenschaftler Allan Snyder von der University of Sydney glaubt, dass durch Stimulation des Gehirns mit schwachen Strömen eine vorübergehende Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten erreicht werden kann. Seine jüngste Veröffentlichung im Fachjournal "Neuroscience Letters" postuliert, dass Menschen durch elektrische Stimulation bessere Ergebnisse beim Lösen schwieriger Probleme erzielen.

Zur Untermauerung liefert Snyder auch gleich einen entsprechenden Versuch mit. Experten sind skeptisch, was die Verbesserung der Denkleistung durch Elektromagnetismus angeht. Trotzdem arbeitet Snyder weiter an seinem ehrgeizigen Ziel: Der Kreativitäts-Haube.

Künstlicher Autismus

"Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen zur Hirnstimulation mit Strom. Erwiesen ist bislang aber nichts. Die Versuchsanordnungen sind oft einfach, bei fünf Durchgängen kommt da immer was raus. Die Ergebnisse lassen sich gut veröffentlichen, es handelt sich um das aktuelle Modethema der Neurowissenschaftler, genau wie Hirnstimulation durch klassische Musik in der Vorgeneration. Zielführend ist das nicht", sagt Thomas Grüter, Autor des Buches "Klüger als wir? Auf dem Weg zur Hyperintelligenz" (siehe: http://pressetext.com/news/20111129005).

Snyder glaubt, dass er Elektroden, die mit Schwämmen auf der Kopfhaut aufliegen, gezielt Hirnregionen beeinflussen und so den "inneren Savant" im Menschen zum Vorschein bringen kann. Savants besitzen aufgrund von Fehlbildungen wie Autismus oder Unfällen eine veränderte Hirnstruktur, die zu Inselbegabungen führt. Berühmtestes Beispiel ist Dustin Hoffmans Rolle im Film "Rain Man".

Laut Snyder rühren die kognitiven Höchstleistungen von Savants daher, dass sie Zugang zu ungefilterter Information haben, die bei normalen Menschen nicht im Bewusstsein ankommt. Er ist überzeugt davon, dass seine Methode Menschen kurzfristig eine Leistungssteigerung bescheren kann.

Umstrittene Ergebnisse

"Diese Theorie halte ich für abwegig. Abweichungen in der Hirnstruktur können unmöglich mit kleinen Strömen rekonstruiert werden", so Grüter. Snyder hat in einem Versuch eine Gruppe von Menschen mit dem Neun-Punkte-Problem konfrontiert. Keiner der Probanden konnte es lösen. Danach teilte er die Versuchs­personen in zwei eine Kontrollgruppe und eine Stimulanzgruppe ein. 40 Prozent der elektrisch behandelten Personen konnten das Problem lösen, während die Kontrollgruppe immer noch geschlossen scheiterte. "Ich halte diesen Versuchsaufbau für wenig aussagekräftig", sagt Grüter.

In früheren Versuchen will Snyder auch eine Verbesserung der Leistung seiner Probanden beim Lösen anderer Denksportaufgaben festgestellt haben. Die Reproduktion von Snyders Ergebnissen ist bisher oft nur in statistisch nicht aussagekräftigem Ausmaß oder überhaupt nicht gelungen. Trotzdem glaubt er, dass schon in wenigen Jahren eine "Kreativitätshaube" verfügbar sein wird.

"Selbst wenn eine Wirkung auf die Fähigkeit zur Lösung des Neun-Punkte-Problems nachweisbar wäre, ist die Übertragbarkeit sehr umstritten. Im Alltag nutzt das dann herzlich wenig. Dass ein solches Gerät auf den Markt kommt, bezweifle ich nicht. Eine Wirkung wird aber wohl nicht nachweisbar sein", erklärt Grüter.


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Donnerstag, 12. Juli 2012

TruthWave: EEG-Helm enttarnt Lügner

Hirnwellen-Analyse unterscheidet zwischen bekannt und unbekannt

Gehirn: EEG-Helm ermöglicht Wahrheitsfindung
(Foto: sxc.hu/artM)

New York (pte023/12.07.2012/13:58) - Forscher des Unternehmens Veritas Scientific arbeiten an einer neuen Art von Lügendetektor. Statt die Stimme auf Unregelmäßigkeiten zu untersuchen - eine zu wenig präzise und für Manipulation anfällige Methode - kommt hier ein Helm zum Einsatz. Dieser analysiert die Hirnwellen des Probanden über mehrere Elektroden, deren Analyse nach dem "TruthWave"- Verfahren die Überführung bei Falschaussagen ermöglichen soll.

Der Helm sieht aus wie die futuristische Version eines Motorradfahrer-Kopfschutzes, schreibt IEEE Spectrum. Im Kopfraum befinden sich Sensoren, die über die Messung von Elektrizität das Abbild der Gehirnwellen erfassen. Vor den Augen befindet sich ein kleines Display, das mit Inhalt gefüttert werden kann. Die Konstruktion ist vollständig schalldicht, um Ablenkung zu vermeiden.

Dummy-Bilder erleichtern Analyse

Der Träger wird mit Bildern konfrontiert. Anhand des Musters der P300-Wellen soll daraufhin feststellbar sein, ob der abgebildete Ort, Gegenstand, Name oder Mensch dem Probanden bereits bekannt ist, oder nicht. So ließen sich Verbrecher besser und schneller aufklären und leichter Personennetzwerke für weitere Ermittlungen konstruieren.

Zur Vermeidung von Fehlern werden wichtige Aufnahmen in eine Reihe von "Dummy-Bildern" gemischt. Der Überraschungseffekt führt zu deutlicheren Unterschieden im elektrischen Signal des menschlichen Denkorgans, was die Unterscheidung zwischen "bekannt" und "unbekannt" leichter macht. Zusätzlich tauchen zwischen­durch Befehle auf, die den Nutzer auffordern, einen Knopf zu drücken, um seine Aufmerksamkeit hoch zu halten.

Letzte Bastion der Privatsphäre fällt

Des nützlichen aber auch schädlichen Potenzials dieser an den Film "Minority Report" erinnernden Erfindung ist sich Veritas-CEO Eric Elbot durchaus bewusst. "Die letzte Bastion der Privatsphäre ist unser Gedächtnis. Dort dringen wir ein", so seine Äußerung. Mögliche Anwendungen sieht er im Bereich der Befragung von Ver­dächtigungen und Zeugen bei Ermittlungen oder vor Gericht als auch im Zuge von Firmenübernahmen. Elbot kann sich auch vorstellen, dass das System auch einmal als Smartphone-App umgesetzt wird.

Trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen ist der Helm noch längst nicht perfektioniert. An der Zuverlässigkeit der Auswertung, deren Konzept auf der Forschung des Neurologen und Psychologen J. Peter Rosenfeld von der Northwestern University beruht, wird noch verbessert. Das Endprodukt soll zudem angenehmer zu tragen sein. Wann erstmals ein Verdächtiger mit TruthWave überführt werden könnte, steht noch nicht fest.


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Freitag, 6. Juli 2012

Bienen können Gehirnalterung rückgängig machen

Gesteigerte Lernfähigkeit durch Übernahme sozialer Aktivitäten

Bienen: sollen über Menschenhirn Auskunft geben
(Foto: pixelio.de/Dumat)

Aas/Wien/Hamburg (pte001/06.07.2012/06:00) - Betagte Honigbienen können ihrem Gehirn eine Art "Verjüngungskur" verpassen: Übernehmen sie soziale Aufgaben im Bienenstock, die gewöhnlich jüngere Artgenossen erledigen, werden sie dadurch lern­fähiger und verändern ihre grauen Zellen auf Molekül­ebene. Das berichten Forscher von der Norwegian University of Life Sciences mit US-Kollegen in der Zeitschrift "Experimental Gerontology". Vielleicht fördern auch beim Menschen ähnliche Interventionen die geistige Frische bis ins hohe Alter, hoffen die Wissenschaftler.

Ältere Babysitter

Im Experiment entfernten die Forscher alle Ammenbienen aus einem Bienennest und ließen die Königinnen allein bei den Bienenlarven zurück. Nachdem die Sammelbienen, die älter sind als die Ammen, von ihrer Arbeit zurückgekommen waren, organisierte sich der Stock binnen kurzem neu: Einige Sammelbienen machten sich wieder auf Nahrungssuche, die anderen blieben im Nest und kümmerten sich um den Nachwuchs.

Nach zehn Tagen übertrafen die neuen "Babysitter" ihre gleichsemestrigen Kollegen in der Lernfähigkeit signi­fikant. Eine Untersuchung des Gehirns zeigte zudem, dass nur sie das Protein Prx6 gebildet hatten, das auch bei Menschen in einigen Organen Zellen vor Beschädigung durch Stress schützt, sowie ein zweites Begleiterprotein. Forschungsleiter Gro Amdam vermutet, dass beide Eiweiße eine Spontanreaktion auf spezifische Anforderungen durch neue soziale Erfahrungen sind, für die es auch beim Menschen Pendants geben könnte.

Aktiv gegen den Gehirntod

"Während ein monotones Leben ohne Herausforderungen oder Krankheiten wie Depressionen das Gehirn auf Sparflamme laufen lässt, hält Neugier anpassungsfähig", erklärt Katharina Pils, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie, gegenüber pressetext. Beispiele liefern hochbetagte Dirigenten oder Schauspieler, die bei der Übernahme von stets neuen Rollen länger aktiv bleiben. Aus dieser Perspektive sei die Verlängerung des Arbeitslebens ebenso sinnvoll wie ein Berufswechsel alle sieben Jahre oder eine verantwortungsvolle Tätigkeit im Ehrenamt.

Menschen sind nicht Bienen

"Stoffwechselaktivität und Funktionstüchtigkeit des gesunden, alternden Gehirns hängen auch beim Menschen zusammen", bestätigt die Altersforscherin Jennifer Anders von der Geriatrischen Klink im Albertinen-Haus im pressetext-Interview. Dabei ist jedoch zu beachten, dass das Gehirn älterer Menschen andere Prioritäten hat: Statt dem Lernen neuer Inhalte spezialisiert es sich vor allem auf das Problemlösen und Vermitteln.

Die Brutpflege der Bienen ist laut Anders eine große Herausforderung, da der Drang zum Arterhalt in der Natur die Maximalressourcen mobilisiert. "Beim Menschen ist er vielleicht mit dem Elternwerden vergleichbar, nicht jedoch mit dem gelegentlichen, gemeinsamen Spiel von Oma und Enkel. Bienen werden zudem nicht im selben Maße wie Menschen hochaltrig und das Individuum hat gegenüber dem Wohl des Bienenstockes kaum Bedeutung."

Demenz erfordert Stabilität

Menschen unterscheiden sich auch darin, dass die Erfahrung und Kreativität des Einzelnen ebenso wichtig ist wie die stoffliche Erbinformation, die Gene. Bis weitere Untersuchungen die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Menschen klären, bleibt der Rat, sich im Alter neue körperliche und geistige Herausforderungen zu suchen. Davon ausgenommen sind ältere Menschen, deren Gehirn durch schwere Erkrankungen wie Demenzen dauerhaft geschädigt ist, betont Anders. "Diese brauchen eine stabilisierende, ruhige Umgebung."

Link zur Studie: http://sciencedirect.com/science/article/pii/S0531556512001258


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Mittwoch, 4. Juli 2012

Mehr Arbeitsjahre bewirken Gedächtnisschwäche

Hohes Risiko bereits ab 65 Jahren - Frühes Training für Gehirn gefordert

Senior: Älteren liegt öfter ein Wort auf der Zunge
(Foto: pixelio.de, Poschmann)

Berlin/Michigan (pte001/04.07.2012/06:00) - Forscher der New University of Michigan haben wissen­schaftlich belegt, warum ältere Menschen häufiger damit kämpfen, sich an einen bestimmten Begriff zu erinnern. Die Experten konnten zeigen, dass 61 Prozent von 105 gut ausgebildeten Menschen zwischen 65 und 92 Jahren häufig unter dieser Gedächtnisschwäche leiden. Die Studie wurde bereits in den 1960er-, 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren durchgeführt und bietet daher umfassende Vergleichs­daten.

Gedächtnis trainierbar

Aufgrund des demografischen Wandels ist die ältere Generation besonders gefordert. "Eine genaue Erforschung des Effekts erleichert die Schaffung von Trainings für die Gedächtnisleistung älterer Menschen", sagt Studienleiterin Cindy Lustig. Denn das Gedächtnis kann trainiert werden. Ältere Menschen sollten nicht glauben, dass sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen sind, nur weil sie Gedächtnisstörungen haben. Gerade in einer alternden Gesellschaft sei es wichtig, dass die Über-65-Jährigen in ihrem Erinnerungsvermögen gut trainiert sind.

"Die Menschen arbeiten länger, dementsprechend werden gewisse Fortbildungsprogramme für Ältere angeboten", sagt Stephan Siebert, Wissenschaftler am Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, gegenüber pressetext. Wenn Menschen länger arbeiten, bleiben sie automatisch fitter. "Auch Arbeit regt das Gedächtnis an", sagt Siebert. Unter Demografen läuft gegenwärtig eine große Diskussion über verschiedene Trainingsmethoden für ältere Menschen, unterstreicht Siebert abschließend.


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