Mittwoch, 23. Februar 2011

Handys verändern die Gehirnaktivität

Beschleunigter Stoffwechsel in direkter Nähe der Antenne

Handy: Nahe der Antenne
ist das Gehirn aktiver
(Foto: aboutpixel.de/Hbert)

Bethesda/Wien (pte013/23.02.2011/11:10) - Ange­sichts der Allgegen­wart der Mobiltelefone sucht die Forschung fieberhaft nach möglichen Risiken der Geräte für den Menschen. Einen Beitrag in der sehr kontrovers geführten Diskussion liefern nun Forscher des National Institutes of Health in der Fachzeitschrift JAMA. Sie zeigten, dass die Gehirnregionen unmittel­bar an der Handyantenne allein durch deren elektro­magnetisches Feld aktiver sind als üblich. Beweise für gesundheitliche Folgen lieferten sie damit allerdings noch nicht.

Vergleich ein- und ausgeschaltetes Handy

Für die Studie wurden 47 Versuchspersonen unter­sucht. An zwei verschiedenen Tagen hielt man ihnen für 50 Minuten zwei Handys jeweils neben das linke und rechte Ohr. Die Geräte waren dabei ausge­schaltet mit Ausnahme von einem Durchgang, bei dem ein Handy unbemerkt und lautlos in Betrieb war. Effekte, die die reine Erwartungshaltung oder die Nähe des Geräts auslösen könnten, schloss man somit aus.

Während bisherige Studien meist nur den Blutfluss im Gehirn erhoben, der nur indirekte Auskunft über dessen Aktivität liefert, kam nun ein Positronen-Emissions-Tomograph (PET) zum Einsatz. Diese Methode bildet die Verteilung einer injizierten schwach radioaktiv markierten Glukoselösung dar, wodurch der Energieverbrauch direkt über biochemische und physiologische Funktionen ersichtlich wird.

Erhöhter Stoffwechsel durch Antenne

Wenn auch die Veränderung im gesamten Gehirn statistisch nicht signifikant war, zeigten sich deutliche Veränderungen in den Gehirnregionen nahe der aktiven Handyantenne - nämlich im vorderen Schläfenlappen sowie im orbitofrontalen Kortex. Hier war die Stoffwechselrate um durchschnittlich sieben Prozent erhöht, zudem stimmten die Änderungen mit den geschätzten Veränderungen der elektromagnetischen Feldstärke der aktiven Antennen überein.

Mehr als die Empfindlichkeit des menschlichen Gehirns gegenüber elektromagnetischen Feldern im Hochfrequenz-Bereich konnten die Forscher nicht feststellen. Die genauen Mechanismen sind noch ungeklärt, ebenso die Bedeutung für die Gesundheit. Die Forscher um Nora D. Volkow wollen aus ihren Ergebnissen noch keine Rückschlüsse über Schädlichkeit oder Unbedenklichkeit von Handystrahlen ziehen und fordern noch detailliertere Untersuchungen mit ihrer Methode.

Kein Beweis für Gefahr

Auch Gregor Wagner vom Forum Mobilkommunikation fordert auf pressetext-Anfrage weitere Untersuchungen, um eindeutige Ergebnisse zu erhalten. Als Sprecher des Forums, das die Mobilfunkbetreiber vertritt, hält er sich an die Position der Weltgesundheits-Organisation (WHO). "In ihren Factsheets Nummer 304 und 193 zum Thema stellt die WHO fest, dass von einer gesundheitlichen Gefährdung durch Handynutzung bei Einhaltung der entsprechenden Grenzwerte nicht ausgegangen werden kann."

Link zur Studie: http://jama.ama-assn.org/content/305/8/808


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Samstag, 19. Februar 2011

Bewegung hält das Gedächtnis fit

Nichts gegen Denksport - aber es gibt einen viel leichteren Weg, um das Gedächtnis auf Trab zu bringen

Bewegung - der einfachste Trick, um das Gedächtnis zu verbessern
(Foto: Corbis)

Könnten die Forscher in einer ihrer vielen Studien nicht mal herausfinden, dass es gesund ist, stunden­lang faul auf dem Sofa zu sitzen? Nein, sie denken nicht daran. Stattdessen verkünden sie, was zu befürchten war: Wenn wir unser Gehirn und Gedächtnis erhalten wollen, müssen wir uns regelmäßig bewegen. Und nicht zu knapp.

Drei Studien, dasselbe Ergebnis

Wissenschaftler der University of Pittsburgh (US-Staat Pennsylvania) haben in einer Langzeitstudie 299 Freiwillige untersucht. Dabei fanden sie heraus: Diejenigen, die pro Woche regelmäßig zehn bis 15 Kilometer zu Fuß gingen, besaßen neun Jahre später mehr Gehirn­substanz und weniger Gedächtnis­probleme als eine Vergleichs­gruppe, die aus Bewegungs­muffeln bestand. - Noch mehr Spazier­gänge als diese täglichen rund zwei Kilometer brachten allerdings keinen weiteren Vorteil.

Professor Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln bestätigt das Ergebnis der Studie: »Wer zum Beispiel drei Wochen lang nur auf der faulen Haut liegt, vermindert seine kognitiven (geistigen) Fähigkeiten um zwanzig bis dreißig Prozent.« In diesem Fall verkümmert ein Teil der Synapsen im Gehirn, also jener Nervenzellen-Enden, an denen Informationen zu benachbarten Gehirnzellen übertragen werden.

Eine australische Studie kam zu dem Ergebnis, dass Menschen mit leichten Erinnerungslücken ihr Gedächtnis verbessern, wenn sie zweieinhalb Stunden pro Woche sportlich aktiv sind. Es führt also kein Weg an körperlicher Bewegung vorbei, wenn man geistig fit bleiben möchte.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Schmerzmittel: Erwartung bestimmt Wirksamkeit

Gehirn kann Wirkung erhöhen oder verschwinden lassen

Medikamente: Wirkung wird durch die Psyche bestimmt
(Foto: fotodienst.at/Anna Rauchenberger)

Oxford (pte009/17.02.2011/11:00) - Glaubt ein Patient nicht daran, dass ein Medikament wirken wird, kann das zu einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wissenschaftler der University of Oxford haben nachgewiesen, dass die Wirksamkeit von Schmerzmitteln durch das Manipulieren der Erwartungen verbessert oder ganz zum Verschwinden gebracht werden kann.

Die in Science Translational Medicine veröffentlichte Studie identifizierte auch jene Regionen im Gehirn, die betroffen sind. Experten wie George Lewith von der University of Southampton erklärten, dass diese Forschungsergebnisse wichtige Auswirkungen auf die Pflege von Patienten und das Testen neuer Medikamente haben könnten.

Verändertes Schmerzempfinden

Die Wissenschaftler setzten die Beine von 22 Patienten Hitze aus. Sie wurden gebeten, das Ausmaß des Schmerzes auf einer Skala von eins bis 100 anzugeben. Zusätzlich waren sie an eine Infusion angeschlossen, über die Medikamente ohne ihr Wissen verabreicht werden konnten. Die erste Bewertung des Schmerzes lag durchschnittlich bei einem Wert von 66. In der Folge erhielten die Teilnehmer ohne ihr Wissen das starke Schmerzmittel Remifentanil. Die Bewertung der Schmerzen sank danach auf 55.

Als den Teilnehmern gesagt wurde, dass sie ein Schmerzmittel erhielten, verringerte sich der Wert auf 39. Als ohne die Dosis zu verändern behauptet wurde, dass das Schmerzmittel abgesetzt wurde und Schmerzen zu erwarten seien, erhöhte sich der Wert auf 64. Das bedeutet, dass die Patienten trotz des Schmerzmittels die gleiche Menge von Schmerzen angaben wie ohne das Medikament.

Die leitende Wissenschaftlerin Irene Tracey erklärte gegenüber der BBC, dass diese Forschungsergebnisse faszinierend seien. Bei dem verabreichten Medikament handle es sich um eines der besten zur Verfügung stehenden Schmerzmittel und das Gehirn könne die Wirkung entweder deutlich verbessern oder ganz zum Verschwinden bringen.

Chronisch Kranke mit negativer Einstellung

Die Tests wurden an gesunden Menschen durchgeführt, die kurzfristig Schmerzen ausgesetzt wurden. Tracey geht davon aus, dass chronisch Kranke, die seit Jahren viele verschiedene Medikamente ohne Erfolg ausprobiert haben, viel stärkere negative Erwartungen aufgebaut haben. Diese Erfahrungen könnten Auswirkungen auf ihre weitere Behandlung haben.

Ärzte sollten sich daher stärker auf Gespräche und die kognitiven Aspekte einer Krankheit konzentrieren. Derzeit liege der Schwerpunkt auf der Physiologie und nicht auf der Psyche, die den Erfolg der Behandlung entscheidend beeinflussen kann.

Klinische Tests fraglich

Gehirnscans während des Experiments machten sichtbar, welche Bereiche des Gehirns betroffen waren. Die Erwartung einer positiven Wirkung stand mit einer Aktivität zingulo-frontaler und subkortikaler Bereiche in Zusammenhang. Negative Erwartungen führten zu einer erhöhten Aktivität im Hippokampus und des medialen frontalen Kortex.

Diese Studienergebnisse werfen auch Fragen hinsichtlich der klinischen Tests zur Wirksamkeit von Medikamenten auf. Lewith erklärte, dass ein weiterer Beweis dafür erbracht sei, dass die Erwartungen die Ereignisse bestimmen. Randomisierte klinische Studien, die Erwartungen nicht berücksichtigen, würden dadurch stark in Frage gestellt.


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Montag, 7. Februar 2011

Liebe fördert die Gehirnentwicklung

Zuneigung im Babyalter hilft lebenslang bei der Stressbewältigung

Mutter mit Baby: Liebe ist die gesündeste
Hirnnahrung (Foto: pixelio.de/Rios)

Montreal (pte003/07.02.2011/06:10) - Auch unsere Gehirne brauchen Liebe, um sich zu entwickeln. Das betonen Forscher des kanadischen Douglas Institute. In mehreren Unter­suchungen zeigen sie auf, dass die liebevolle Zuneigung der Mutter, jedoch auch des Vaters in den ersten Lebensjahren enorme Bedeutung für ein Kind hat. Je mehr Liebe es in dieser Zeit erfährt, desto besser kann es im ganzen Leben mit negativen Erfahrungen umgehen.

Nahrung und Berührung entscheiden

Eine Form dieses Liebeserweises ist für die Forscher um Claire-Dominique Walker die Menge und Qualität der Muttermilch, sowie der innige Kontakt zur Mutter. Hundewelpen, die von ihren Müttern schon vor der Geburt und in der Zeit danach besonders fettreich ernährt wurden, reagierten viel gelassener auf Stresssituationen als ihre Altersgenossen, berichtet die Zeitschrift "Developmental Psychology". Auch häufiges Ablecken durch die Mutter hatte denselben Schutzeffekt, der sogar bis ins Erwachsenenalter der Tiere anhielt.

Der Nachweis bei Menschen gelang Jens Pruessner in der Zeitschrift "Journal of Psychiatry and Neuroscience". Er bestimmte bei jungen Erwachsenen das Stressniveau von Psyche und Körper und erhob das Niveau des Stresshormons Cortisol im Blut. Zur Überraschung des Forschers war wenig Cortisol sowohl bei den als Kind sehr geliebten als auch bei den vernachlässigten zu finden. Bei der ersten Gruppe ging das allerdings auf hohen Selbstwert zurück, bei der zweiten auf sehr geringen", so Pruessner. Cortisol zeige somit nur in Verbindung mit psychologischen Tests die Gefahr einer Stresserkrankung an.

Immunsystem stärker

Dass Umarmungen, Küsse und deutlich gezeigte Zuneigung der Eltern später Belastungen leichter ertragbar machen, berichtete schon im Vorjahr Joanna Maselko im "Journal of Epidemiology and Community Health". Ein Psychologe bewertete dabei während einer Routineuntersuchung, wie gut Mütter auf Gefühle und Bedürfnisse ihres Kindes reagierten. Im späteren Erwachsenenleben konnten geliebte Kinder deutlich besser mit allen Arten von Leid umgehen (siehe: http://www.pressetext.com/news/100727010/).

Eine Studie in "Molecular Psychiatry" beweist hingegen, dass man Folgen der liebenden Fürsorge von Vater oder Mutter auch in einer besseren Funktion des Immunsystems findet. "Die Wirkungen guter Elternschaft setzen auch Gesundheitsrisiken außer Kraft, die schlechte soziale Bedingungen mit sich bringen. Das sieht man sogar bis auf der Ebene der Gene", berichtet Studienleiter Steven Cole (siehe: http://www.pressetext.com/news/100521004/).


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