Freitag, 15. Oktober 2010

Enzym-Blocker stellt Gedächtnis wieder her

Beeinträchtigung der Erinnerung ist doch reversibel

Auge: Zwei Bildschirme sind um einer zuviel
(Foto: pixelio.de/Bthomas)

Edinburgh (pte014/15.10.2010/10:30) - Wissen­schaftlern ist es gelungen, die Erinnerung bei Mäusen mit altersbedingten Gedächtnisschwächen mithilfe eines Medikaments wiederherzustellen. Dazu verwendeten sie eine Arznei, die ein Gehirn-Enzym blockiert. Die alten Mäuse hatten daraufhin ein gleich gutes Erinnerungsvermögen wie ihre jüngeren Artgenossen. Jonathan Seckl von der University of Edinburgh betonte, dass damit nachgewiesen ist, dass der altersbedingte Gedächtnisverlust nicht so irreversibel ist wie viele angenommen haben.

Das bei Menschen und Mäusen vorkommende Enzym HSD1 verstärkt die Auswirkungen von Stresshormonen, den sogenannten Glucocorticoiden, im Gehirn. Diese Verstärkung beeinträchtig im Laufe eines Lebens die Fähigkeit des Hippokampus Erinnerungen zu speichern und dann auch wiederzufinden. Aus diesem Grund haben ältere Menschen immer wieder Schwierigkeiten sich zu erinnern. Details der Studie wurden im Journal of Neuroscience veröffentlicht.

Frisches Gedächtnis

Jetzt hat Seckl gemeinsam mit seinen Kollegen nachgewiesen, dass eine Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung durch das Blockieren von HSD1 zumindest bei Mäusen wieder rückgängig gemacht werden kann. Der Wissenschaftler verabreichte alten Tieren zehn Tage lang das Medikament UE1961 und überprüfte dann ihr Gedächtnis mittels eines Standardtests in einem Labyrinth. Die behandelten Mäuse schnitten so gut ab wie die jungen Tiere und besser als gleichaltrige Nager, die das Medikament nicht erhalten hatten.

Die Wirkung des Medikaments beruht auf dem Blockieren von HSD1. Laut Seckl ist bereits eine relativ kurzfristige Blockierung ausreichend, um das Gedächtnis wiederherzustellen. Bei früheren Experimenten mit Mäusen schufen die Wissenschaftler laut NewScientist Tiere, denen entweder eine oder beide Kopien des Gens fehlten, das für die Produktion von HSD1 notwendig ist.

Es zeigte sich, dass es bei den Mäusen, denen dieses Enzym fehlte, lebenslang zu keiner Einschränkung der Gedächtnisleistung kam. Alte Tiere, die nur über eine Kopie des Gens verfügten, schnitten ebenfalls deutlich besser ab.

Anschluss an frühere Erfolge

Seckl hofft jetzt, dass die Wirksamkeit des neuen Medikaments nach Abschluss der toxikologischen Tests auch an Patienten überprüft werden kann. Er ist zuversichtlich, da sein Team bereits 2004 Erfolge bei zehn älteren Patienten erzielt hat. Sie erhielten Lakritze-Extrakt, Carbenoxolon, der ebenfalls HSD1 blockiert. Dabei werden allerdings weitere Enzyme ebenfalls blockiert. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehörte damals auch ein erhöhter Blutdruck. Da das neue Medikament nur HSD1 blockiert, hofft der Wissenschaftler, dass es zu weniger Nebenwirkungen kommen wird.


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Donnerstag, 14. Oktober 2010

Spaziergänge halten das Gedächtnis frisch

Was der Volksmund bereits seit Jahren empfiehlt, ist jetzt auch wissenschaftlich bewiesen: Wer viel spaziert, hält auch den Geist auf Trab.

Spaziergänge sind ein gutes Mittel gegen Altersdemenz
(Foto: Simone van den Berg/Fotolia)

Spaziergänge bewahren nicht nur körperliche Spannkraft, sondern halten einer Studie zufolge auch den Geist auf Trab. Wer wöchentlich wenigstens zehn Kilometer zu Fuß geht, verringert den Gedächtnis­verlust im Alter, fand ein Team um den Neurologen um Kirk I. Erickson von der Universität Pittsburgh heraus. Das Ergebnis wird in der Fachzeitschrift Neurology der American Academy of Neurology in St. Paul vorgestellt.

"Die Größe des Hirns nimmt im fortgeschrittenen Alter ab. Dadurch kann es zu Gedächtnisproblemen kommen", erläutert Erickson. Er regt weitere Unter­suchungen an, die ermitteln sollen, ob und welche Art von Fitnesstraining geistiger Demenz und der Alzheimer Krankheit vorbeugen könnten.

Studie

Bei seiner Studie mit 299 anfangs demenzfreien Senioren zeigte sich, dass die ausdauerndsten Spaziergänger ihr Risiko für Gedächtnisschwund über Jahre hinweg halbieren konnten.

Das Team in Pittsburgh beobachtete die Studienteilnehmer über einen Zeitraum von 13 Jahren. Die Forscher hielten genau fest, welche Entfernungen die Senioren per Woche zu Fuß zurücklegten. Nach neun Jahren nahmen sie Hirnmessungen vor und fanden, dass Spaziergänger, die eigenen Angaben nach 10 bis 16 Kilometer pro Woche unterwegs waren, mehr graue Hirnmasse bewahrt hatten als die weniger fleißigen Wanderer.

Ergebnisse

Der federführende Neurologe Erickson schließt daraus: "Wenn regelmäßiges Fitnesstraining in den mittleren Lebensjahren tatsächlich zum Erhalt der Hirnmasse, der Denkprozesse und des Gedächtnisses im späteren Alter beitragen kann, wäre das ein weiterer Grund, Menschen ein Leben lang zur regelmäßigen Bewegung anzuhalten".

Quelle: K.I. Erickson, et al. Physical activity predicts gray matter volume in late adulthood (The Cardiovascular Health Study). Neurology. Oct 19, 2010; 75(16): 1415–1422. doi: 10.1212/WNL.0b013e3181f88359
Volltext "Physical activity predicts gray matter volume in late adulthood"


Dieser Artikel wurde von Die Welt veröffentlicht und ist unter http://welt.de/gesundheit/article10274071/Spaziergaenge-halten-das-Gedaechtnis-frisch.html abrufbar.