Donnerstag, 19. Dezember 2013

Zweisprachigkeit verzögert Demenz

Zweisprachigkeit verzögert Symptome von Demenz um viereinhalb Jahre

Zweisprachigkeit verzögert Demenz
(Foto: HappyNeuron.de)

Eine Demenz zeichnet sich durch eine Abnahme der kognitiven Fähigkeiten aus. Demenz ist heutzutage Gegenstand intensiver Forschungen, da sie in unterschiedlichen Formen bei mehreren Krankheiten auftritt, darunter die Alzheimer-Krankheit, die wohl bekannteste Demenz­erkrankung. Die Ursachen dieser Erkrankungen sind unterschiedlich und nicht selten spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

Studie

Nun hat sich ein Forscherteam dafür interessiert, welche Aus­wirkungen Zweisprachigkeit auf das Alter hat, ab dem Symptome einer Demenz zum ersten Mal auftreten. Hierzu wurde bei einer Gruppe von 648 Patienten der Einfluss von Zweisprachigkeit untersucht. Weitere Faktoren, die sich auf die Ergebnisse auswirken könnten, wurden ebenfalls berücksichtigt.

Ergebnisse

Die im Fachmagazin Neurology vorgestellte Studie hat gezeigt, dass die ersten Symptome einer Demenz bei der bilingualen Studiengruppe im Vergleich zur Gruppe mit nur einer Sprache um viereinhalb Jahre verzögert auftreten. Diese Diskrepanz wurde, unabhängig von anderen Faktoren wie Bildungsniveau, Geschlecht und geografische Gegebenheiten, für drei Arten von Demenz festgestellt: Alzheimer, vaskuläre Demenz und frontotemporale Demenz.

Es scheint auch, dass das Sprechen von mehr als zwei Sprachen keinen zusätzlichen Vorteil birgt. Interessanter­weise wurden die Auswirkungen von Zweisprachigkeit jedoch auch bei analphabetischen Patienten festgestellt – ein Beweis dafür, dass Erziehung allein nicht für die Unterschiede verantwortlich gemacht werden kann.

Quelle: Alladi S., Bak T.H. et al. (2013). Bilingualism delays age at onset of dementia, independent of education and immigration status. Neurology, 81 (22) : 1938-1944. doi: 10.1212/01.wnl.0000436620.33155.a4
PDF "Bilingualism delays age at onset of dementia, independent of education and immigration status"

EU: Pestizide schädigen menschliches Gehirn

Behörde für Lebensmittelsicherheit fordert Senkung der Grenzwerte

Vorsicht: Pestizide gefährden die Gesundheit
(Foto: flickr.com/jetsandzeppelins)

Parma (pte001/19.12.2013/06:00) -
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat vorgeschlagen, die sicheren Grenzwerte für den Kontakt mit sogenannten Neonicotinoiden - einer Gruppe von hochwirksamen Insektiziden - zu senken. Hintergrund für die aktuelle Entscheidung sind mehrere Studien, die erst kürzlich nachweisen konnten, dass derartige Chemikalien negative Auswirkungen auf das Gehirn von neugeborenen Ratten haben. Konkret betroffen sind etwa die beiden Pflanzenschutzmittel Imidacloprid und Acetamiprid, die in verschiedenen Experimenten bei den Tieren direkte Schäden und Beeinträchtigungen hervorriefen.

"Wir haben Bedenken, dass die beiden Pestizide Imidacloprid und Acetamiprid das sich in der Entwicklung befindende Nervensystem des Menschen beschädigen könnten", heißt es in dem EFSA-Statement. Die EU-Behörde habe mehrere Studienergebnisse vorliegen, die ähnliche negative Auswirkungen bei Ratten belegen würden. Als Konsequenz wolle man nun einen Antrag stellen, der die gültigen Richtlinien für akzeptable Grenzwerte deutlich nach unten reduziert. "Die derzeitigen Regeln für eine annehmbare Exposition bieten hier vielleicht keinen ausreichenden Schutz", betont die Behörde.

Hirnschrumpfung und Gewichtsverlust

Zur Untermauerung ihrer Argumentation verweisen die EFSA-Experten auf mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die an Ratten durchgeführt worden sind. In einer davon konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass junge Nagetiere, die dem Neonikotinoid-Insektizid Imidacloprid ausgesetzt waren, anschließend mit beträchtlichen Konsequenzen zu kämpfen hatten. So wurde bei ihnen unter anderem eine Schrumpfung des Hirns, Gewichtsverlust und eine reduzierte Beweglichkeit festgestellt.

Was die tatsächliche Aussagekraft der vorliegenden Studienresultate betrifft, gibt sich die EU-Behörde aber eher konservativ. "Wir empfehlen die Durchführung weiterer Forschungsarbeiten zur Gewinnung zuver­lässigerer Daten", resümiert das zuständige Prüfungsgremium, das im gleichen Atemzug auch die Festlegung eindeutiger und konsistenter Kriterien für derartige Studien fordert. Letzten Endes soll auf diese Weise eine integrierte Prüfstrategie entwickelt werden, die im Rahmen des Zulassungsverfahrens für Pestizide einem stufenweisen Ansatz folgt: zunächst Labortests mit Zellen und dann Tierversuche.

Zusammenhang mit Bienensterben

Interessant ist, dass auf Geheiß der Europäischen Union erst im April dieses Jahres ein zweijähriger Zulassungsstopp für verschiedene Arten der besagten Chemikalien ausgesprochen worden ist. Neben anderen Gefahren und Risiken war hierfür vor allem die Einschätzung vieler Experten ausschlaggebend, die den Einsatz von Pestiziden direkt mit dem oft zitierten Bienensterben in Verbindung bringt. Dass die weltweiten Bestände seit Jahren stark rückläufig sind, hatte schon die Umweltschutzgruppe GLOBAL 2000 in einem Bericht aufgezeigt. Auch damals konnten in den Bienenproben fünf schon lange verbotene Pestizide nachgewiesen werden. Die Umweltschützer sprachen von einem "völlig unerwarteten und erschreckenden Ergebnis".


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Donnerstag, 12. Dezember 2013

Forscher wollen Gehirn im Labor nachzüchten

Implantate sollen eines Tages im klinischen Betrieb eingesetzt werden

Schnittbilder des Gehirns: Forscher wollen es züchten
(Foto: pixelio.de, Rike)

Stockholm (pte012/12.12.2013/10:45)
Wissenschaftlern des Karolinska Institutet sind erste Schritte bei der künstlichen Herstellung menschlicher Körperteile wie dem Gehirn gelungen. Der Prozess beginnt mit einem Gerüst. Es dient als eine Art Vorlage, auf der die Zellen aus dem Körper des Patienten wachsen können. Dieses Verfahren wurde bereits erfolgreich bei Lymphknoten, Herzzellen und Kehl­köpfen aus den Stammzellen eines Menschen umgesetzt. Es ist sogar gelungen, eine künstliche Niere herzustellen und sie einer Ratte zu transplantieren. Das Gehirn bleibt Zukunftsmusik.

Komplexität von Nervenzellen

Die Herstellung von Nervengewebe im Labor ist jedoch viel schwieriger. Im Gehirn wachsen neue Nervenzellen in einer komplexen und spezialisierten Proteinmatrix. Diese Matrix ist so wichtig, dass geschädigte Zellen sich ohne sie nicht wieder regenerieren. Ihre Komplexität ist jedoch nur schwer zu reproduzieren.

Paolo Macchiarini und Silvia Baiguera versuchten, dieses Problem zu umgehen, indem sie ein Gerüst aus Gelatine mit einer winzigen Menge Gewebe aus dem Gehirn einer Ratte kombinierten, bei dem die Zellen bereits entfernt worden waren. Sie hofften, dass das dezellularisierte Gewebe ausreichend biochemische Informationen enthalten würde, damit sich die verwendeten Zellen so entwickelten wie im Gehirn.

Künstliche Matrix als Grundlage

Als die Wissenschaftler mesenchymale Stammzellen zu dieser Mischung hinzufügten, fanden sie Hinweise darauf, dass die Stammzellen damit begonnen hatten, sich zu neuronalen Zellen zu entwickeln. Bei diesen Stammzellen handelte es sich um Zellen, die aus dem Knochenmark einer anderen Ratte stammten, berichtet das Fachmagazin Biomaterials.

Dieses Verfahren hat laut dem Experten Alex Seifalian vom University College London den Vorzug, dass die Vorteile des natürlichen Gewebes mit den mechanischen Eigenschaften der künstlichen Matrix kombiniert werden können. Es wird jedoch noch lange dauern, bevor ein klinischer Einsatz dieses Verfahrens angedacht werden kann.

Macchiarini kann sich jedoch ein Gerüst vorstellen, auf dem neuronale Zellen "gesät" werden, die Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen helfen. Das Absterben der Gehirnzellen führt bei Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer zu diesen Symptomen. Eines Tages könnte es auch möglich sein, Transplantate aus biotechnologisch hergestelltem Gewebe zu nutzen, um Teile eines Gehirns zu ersetzen, das zum Beispiel durch eine Schussverletzung geschädigt wurde.


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