Mittwoch, 17. September 2014

Menschliches "Sprachgen" macht Mäuse schlauer

Große Bedeutung von FOXP2 beim Spracherwerb - Tests im Labyrinth

Labyrinth: Mäuse lernen mit Gen schneller
(Foto: pixelio.de, H. Hraban Ramm)

Cambridge (pte001/17.09.2014/06:00) - MIT-Forscher haben Mäusen die menschliche Version des "Sprachgens" FOXP2 verabreicht. Mäuse, die über das Gen verfügten, konnten eine Aufgabe automatisch oder unbewusst erlernen. Ein derartiges Lernen ist zum Beispiel erforderlich, um sich den neuen Weg zur Arbeit zu merken. Laut dem Team um Ann Graybiel legen diese Ergebnisse gemeinsam mit anderen Studien nahe, dass das Gen hilft, Tätigkeiten als Kind zu erlernen - und zwar über eine unbewusste Kontrolle der Lippen und Zunge.

Einbau bei Schimpansen fraglich

FOXP2 gilt als das im Zusammenhang mit der Entwicklung des Gehirns am besten erforschte Gen. Es wurde in den 1990er-Jahren in einer britischen Familie entdeckt, deren Mitglieder aufgrund einer Mutation unter schweren Sprachbehinderungen litten. Es zeigte sich, dass FOXP2 einen Transkriptionsfaktor kodiert, also ein Protein, das die Aktivität anderer Gene reguliert und das während der embryonalen Entwicklung im Gehirn aktiv ist.

Der Vergleich des Genoms von Menschen und Schimpansen hat ergeben, dass seit der Spaltung der Entwicklung der beiden zwei entscheidende Mutationen dieses Gens stattgefunden haben. Die Forscher nehmen an, dass diese Mutationen eine Rolle bei der Sprachentwicklung des Menschen gespielt haben. Die große Frage ist, was passieren würde, wenn die menschliche Version dieses Gens Schimpansen verabreicht wird.

Auch wenn sich durch diesen Eingriff womöglich die stimmlichen Möglichkeiten verändern würden, ist diese Frage bis auf Weiteres nicht zu beantworten, da ethische Vorbehalte ein derartiges Forschungsvorhaben nicht zulassen. Die menschliche Version des Gens wurde jedoch Mäusen verabreicht. Es verändert ihre Gehirne auf vielfache Weise. Betroffen sind vor allem die neuronalen Netzwerke, die beim Lernen eine Rolle spielen. Bis jetzt war allerdings unklar, welche Folgen es auf das Verhalten und die Intelligenz geben könnte.

Mäuse finden schneller Futter

Die Wissenschaftler führten für die aktuelle Studie Tests durch, bei denen Mäuse ein T-förmiges Labyrinth durchqueren mussten, um eine Belohung in Form von Futter zu erhalten. Das Labyrinth konnte verändert werden, um unbewusstes und bewusstes Lernen abzutesten. Manchmal wurde das Futter so platziert, dass die Tiere immer in die gleiche Richtung laufen mussten, um es zu finden.

Dieser Vorgang wird mit einem automatischen Lernen in Zusammenhang gebracht. In anderen Fällen wurde das Futter an anderen Stellen positioniert. Visuelle Anhaltspunkte lieferten Hinweise auf das jeweilige Versteck. Zumindest beim Menschen erfordert das Finden dann bewusste Gedankenarbeit.

Die Mäuse mit der menschlichen Version von FOXP2 lernten das Futter schneller zu finden als die anderen Tiere. Sie brauchten dafür nur acht Tage. Die anderen Mäuse lernten es in zwölf Tagen. Das Labyrinth war dabei so ausgerichtet, das bewusstes und unbewusstes Lernen kombiniert werden konnten. War es nur möglich, eine der beiden Strategien einzusetzen, so ließen sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen feststellen.

Rätsel um FOXP2 bleibt bestehen

Laut Faraneh Vargha-Khadem vom University College London ist gerade das Erlernen von Sprache ein Vorgang, der bewusstes Denken erfordert. Es hängt aber auch davon ab, dass komplexe Bewegungen der Lippen und der Zunge automatisch erfolgen. FOXP2 könnte einem NewScientist-Bericht nach eine Rolle beim Übergang gespielt haben, als die Menschen erstmals die Fähigkeit zu sprechen erlangten. Trifft das zu, würde das Gen auch eine Rolle beim Spracherwerb von Kindern spielen.

Vargha-Khadem betont allerdings auch, dass FOXP2 in vielen Bereichen des Gehirns aktiv ist und dass die aktuellen Forschungsergebnisse daher nicht unbedingt seine Bedeutung für die Sprache erklären müssen. "Man darf nicht zu viel in diesen Ergebnisse hineininterpretieren", unterstreicht die Expertin. Die Forschungs­ergebnisse wurden im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.


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Montag, 15. September 2014

Alzheimer: Gehirn gleicht Schäden teilweise aus

Amyloidablagerungen entscheidend - Geistige Aktivität im Alter wichtig

Gehirn: Schäden sind teilweise ausgleichbar
(Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Berkeley (pte010/15.09.2014/10:14) - Das Gehirn kann einige durch Alzheimer hervorgerufene, frühe Veränderungen ausgleichen, wie die University of California ermittelt hat. Das Team um William Jagust fand heraus, dass manche Menschen in der Lage sind, zusätzliche Ressourcen zu schaffen, um ihre Denkfähigkeit zu erhalten. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Ergebnisse neue Einblicke ermöglichen, warum die Krankheit bei manchen Menschen mit frühen Symptome fortschreitet.

An der aktuellen Studie nahmen 71 Erwachsene ohne Anzeichen eines geistigen Verfalls teil. Gehirnscans zeigten, dass 16 der älteren Teilnehmer über Amyloid­ablagerungen verfügten, also jene Protein­plaquen, die als ein Kennzeichen von Alzheimer gelten. Alle Teilnehmer wurden ersucht, sich eine Reihe von Fotos im Detail zu merken. Währenddessen wurde mit Scannern ihre Gehirnaktivität beobachtet.

Gedächtnistests im Fokus

Zuerst wurde nach der Hauptaussage der Fotos gefragt und später nach Details aller gesehenen Bilder. Beide Gruppen schnitten laut einem Bericht in Nature Neuroscience bei diesen Tests gleich gut ab. Die Teilnehmer mit Amyloidablagerungen wiesen jedoch beim Erinnern von Details eine höhere Gehirnaktivität auf.

Die Wissenschaftler gehen aus diesem Grund davon aus, dass die Gehirne der Probanden teilweise über die Fähigkeit verfügen, sich an frühe Schädigungen anzupassen und sie auch auszugleichen. Jagust vermutet, dass insbesondere Menschen, die ihr Leben lang geistig sehr aktiv waren, auch besser in der Lage sind, sich möglichen Schädigungen anzupassen.


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Freitag, 12. September 2014

Schlafende Menschen können Aufgaben lösen

Automatisierte Anfragen werden trotz Ruhemodus richtig beantwortet

Wecker: Gerhirn erkennt Klingeln automatisch
(Foto: pixelio.de, Alexandra H.)

Cambridge/Paris (pte010/12.09.2014/10:23) - Das Gehirn ist auch dann aktiv, wenn wir schlafen. Laut Forschern des Ecole Normale Superieure und der Cognition and Brain Sciences Unit können Menschen schlafend Wörter klassifizieren. Das Team um Sid Kouider machte mit den wachen Teilnehmern einen Worttest. Es zeigte sich, dass die Antworten auch im Schlaf immer noch richtig waren.

Weitere Studien erforderlich

Der in "Current Biology" veröffentlichten Studie nach ist das Gehirn auch schlafend in der Lage, komplexe Aufgaben durchzuführen. Das gilt vor allem dann, wenn diese Fähigkeit automatisiert wurde. Weitere Studien sollen jetzt herausfinden, wie die Zeit, die wir schlafend verbringen, besser genutzt werden kann.

Mittels EEG wurde die Gehirnaktivität von Teilnehmern aufgezeichnet, während sie ersucht wurden, gehörte Wörter mit einem Knopfdruck entweder als Tiere oder als Objekte zu identifizieren. Sie wurden gebeten, Tiere mit einem Knopfdruck der rechten Hand zu klassifizieren und Objekte mit der linken. Damit konnten die Wissenschaftler die Antworten mitverfolgen und einer bestimmten Gehirnregion zuordnen.

Antworten werden nur langsamer

in einem nächsten Schritt wurden die Teilnehmer ersucht, sich in einem abgedunkelten Raum mit geschlossenen Augen hinzulegen und die gestellten Aufgaben weiter zu lösen bis sie einschliefen. Schlafend wurde eine neue Liste von Wörtern abgetestet. Damit war sichergestellt, dass das Gehirn vor dem Antworten arbeiten musste. Die Gehirnaktivität zeigte, dass die Personen weiterhin richtig, allerdings auch etwas langsamer antworteten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Teilnehmer völlig bewegungslos und schliefen fest.

Laut Kouider ist damit nachgewiesen, dass das schlafende Gehirn viel aktiver sein kann, als bisher angenommen. "Damit werden einige Alltagserfahrungen erklärbar - wie zum Beispiel, dass wir auch im Schlaf auf unseren Namen reagieren oder auch auf das Klingeln des Weckers. Das gilt für ähnlich laute Geräusche ohne diese spezifische Bedeutung nicht."

Es ist sogar möglich, einfache Berechnungen und Gleichungen während des Einschlafens durchzuführen und die richtigen oder falschen Ergebnisse auch schlafend zu erkennen. Jede Aufgabe, die automatisierbar ist, kann Kouider nach auch im Schlaf durchgeführt werden. Alles, was wir jedoch nicht automatisch tun, findet dann auch im Schlaf nicht statt.


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Donnerstag, 11. September 2014

Blutgruppe und Gedächtnisverlust korrelieren

AB führt zu leicht erhöhtem Risiko - Weitere Studien erforderlich

Blutampulle: Forscher decken Zusammenhang auf
(Foto: pixelio.de, Andrea Damm)

Burlington (pte015/11.09.2014/10:37) - Die Blutgruppe AB könnte in Zusammenhang mit Gedächtnisverlust im höheren Alter stehen. Das hat eine aktuelle Studie des University of Vermont College of Medicine ergeben. Menschen mit dieser äußerst seltenen Blutgruppe, die lediglich vier Prozent aller Menschen weltweit haben, scheinen anfälliger für Probleme mit dem Denken und dem Gedächtnis zu sein.

30.000 US-Bürger untersucht

Das Team um Mary Cushman baut bei der in "Neurology" veröffentlichten Erhebung auf früheren Forschungs­ergebnissen auf, die einen möglichen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und einem erhöhten Herzrisiko hergestellt haben. Die Wissenschaftler analysierten die Daten von rund 30.000 US-Bürgern über 45 Jahren. 495 Teilnehmer entwickelten während der drejährigen Laufzeit der Studie Probleme beim Denken, mit dem Gedächtnis oder litten unter kognitiven Einschränkungen. Diese Gruppe wurde mit 587 Personen verglichen, die unter keinen derartigen Einschränkungen litten.

Teilnehmer mit der Bluttgruppe AB machten sechs Prozent der Gruppe aus, die unter kognitiven Beeinträchtigungen litt. Allgemein liegt der Wert bei vier Prozent. Diese Studie stützt die Theorie, dass eine bestimmte Blutgruppe wie zum Beispiel 0 zu einem geringeren Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung führen könnte. Dadurch wird laut den Forschern wiederum das Gehirn vor Beeinträchtigungen geschützt. Aber auch Faktoren wie Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Diabetes können das Risiko einer kognitiven Einschränkung oder Demenz erhöhen.

Auch andere Faktoren relevant

"Die Blutgruppe steht auch mit anderen vaskulären Erkrankungen wie Schlaganfällen in Zusammenhang. Durch unsere Forschungsergebnisse wird der Zusammenhang zwischen vaskulären Problemen und der Gesundheit des Gehirns deutlicher", unterstreicht Cushman. Weitere wissenschaftliche Studien seien jedoch jedoch dringend erforderlich, um diesen Zusammenhang genauer zu erforschen.


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