Samstag, 23. Februar 2013

Facebook hält betagte Gehirne fit

Ständige Updates fördern kognitive Fähigkeiten

Alter Mann: Facebook hält Gehirn fit
(Foto:pixelio.de, N. Kryvosheyev)

Tucson/Wien (pte004/23.02.2013/06:15) - Facebook-Aktivitäten halten das Gehirn von älteren Menschen fit. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung der University of Arizona, wofür 14 Probanden im Alter zwischen 68 und 91 Jahren aufgefordert wurden, sich einen Facebook- und einen Penzu-Account - ein privates Online-Tagebuch - anzulegen. Die Forscher haben herausgefunden, dass Nutzer der Social-Media-Plattform bei kognitiven Tests um 25 Prozent besser abgeschnitten haben als diejenigen, die nicht mit anderen Personen interagieren. Die Wissenschaftler meinen, dass das sich ständig ändernde soziale Medium in Bezug auf jegliche Updates die Denkfähigkeit fördert.

Ältere wahrscheinlich überfordert

Die Facebook-Nutzer mussten sich für die Erhebung mit Teilnehmern aus der Testgruppe anfreunden und mindestens ein Mal täglich ein Posting erstellen. Vor dem Experiment wurden Faktoren wie Einsamkeit und soziale Unterstützung sowie die kognitive Fähigkeit jedes Einzelnen bewertet.

"Ich kann mir vorstellen, dass die ständigen Veränderungen die kognitiven Fähigkeiten begünstigen. Ich bezweifle jedoch, dass sich diese Zielgruppe auf dem sozialen Netzwerk besonders tummelt - und wenn doch, dass sie eher überfordert sind", erläutert Social-Media-Fachmann Jonny Jelinek von Webfeuer gegenüber pressetext. Sogar junge User hätten oftmals Schwierigkeiten, mit den Updates nachzukommen.

Der Experte vermutet, dass ältere Menschen vielmehr die traditionelle Kontakthaltung bevorzugen, da sie diese bereits gewohnt sind. "Älteren fällt es schwerer, sich auf Neues einzulassen. Zuerst müssten sie sich mit dem Internet selbst beschäftigen, was schon Skepsis und Hindernisse mit sich bringt. Nächster Schritt wäre dann die Auseinandersetzung mit sozialen Netzwerken", so Jelinek.

Familienkontakt über Distanz erleichtert

Dennoch wächst die Zahl der älteren Generationen auf sozialen Medien, die diese zu ihrem Vorteil nutzen. Diese wird sich laut dem Spezialisten weiterhin vermehren. "Immer mehr Eltern melden sich auf Facebook an, da sie wissen möchten, was deren Kinder online machen und auch selbst merken, dass die Seite nützlich sein kann. Mit Hilfe von sozialen Netzwerken können aber auch Ältere vor allem mit den Enkeln oder mit Familienmitgliedern, die beispielsweise im Ausland leben, Kontakt halten", schließt der Experte ab.


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Freitag, 15. Februar 2013

Musikunterricht fördert motorische Hirnareale

Entstehung neuer Verbindungen vorwiegend im frühen Kindesalter

Gitarre: Spielen fördert Gehirnentwicklung
(Foto: pixelio.de/Holger Schué)

Ottawa/Linz (pte003/15.02.2013/06:10) - Musik­unterricht im frühen Kindesalter fördert die Entwicklung des Gehirns. Je früher das Training beginnt, desto mehr Verbindungen entstehen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, welche im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde. Gehirnscans zeigen, dass der Effekt auf die motorische Rinde, von der aus willkürliche Bewegungen gesteuert werden, am größten ist, wenn ein Instrument bereits vor dem siebenten Lebensjahr gelernt wird.

Gehirnstruktur beeinflusst

Untersucht wurden 36 erwachsene Musiker, von denen die Hälfte bereits vor dem siebenten Lebensjahr zu musizieren begonnen hat, während der Rest erst später musikalisch gefördert worden ist. Insgesamt haben die beiden Gruppen aber über den gleichen Zeitraum hinweg Musikerfahrungen gesammelt. Ein Vergleich der motorischen Fähigkeiten hat gezeigt, dass die Versuchsteilnehmer, die schon früher ein Instrument gelernt hatten, über ein präziseres Timing verfügten. Darüber hinaus konnte im Hirnbalken eine Zunahme der weißen Substanz festgestellt werden.

Laut Virginia Penhune, Psychologieprofessorin an der Concordia University, erfordert das Lernen eines Instruments die Koordination zwischen Händen, visuellen sowie auditiven Reizen. Dadurch werde der Reifungsprozess der Verbindungen zwischen den motorischen und sensorischen Regionen des Gehirns beschleunigt. Im Alter zwischen sechs und acht befinden sich die Kinder in einer "sensitiven Phase", während dieser musikalisches Training die motorischen Fähigkeiten und die Gehirnstruktur beeinflusst.


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Donnerstag, 14. Februar 2013

Lernen stark von Sinnesinformationen abhängig

Tests verbessern Werte der Zwei-Punkt-Diskriminationsschwelle

EEG-Messung: fällt bei Probanden unterschiedlich aus
(Foto: MPI CBS Leipzig)

Berlin (pte004/14.02.2013/06:15) - Der Grund, warum manche Menschen schlechter lernen als andere liegt daran, dass das Gehirn die Informationen unzureichend an den entscheidenden Stellen verarbeitet. Manche speichern Sinnesinformationen nicht ausreichend, so Forscher der Ruhr-Universität Bochum, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Charité - Universitätsmedizin Berlin und des Leipziger Max-Planck-Instituts (MPI) für Kognitions- und Neuro ­wissen ­schaften.

Reaktion nicht immer gleich

In einem Experiment trainierten die Wissenschaftler den Tastsinn der Probanden, indem sie die Haut an der Hand elektrisch stimulierten. Der Tastsinn gewinnt dadurch üblicherweise an Sensibilität. Die Forscher reizten 30 Minuten lang wiederholt den Tastsinn der Teilnehmer. Vor und nach diesem passiven Training testeten sie die sogenannte Zwei-Punkt-Diskriminationsschwelle - ein Maß für die Sensibilität des Tastsinns.

Dabei übten sie mit zwei Nadeln sanften Druck auf die Hand aus. Dann bestimmten die Forscher den kleinsten Abstand zwischen den Nadeln, bei dem die Testperson sie noch als separate Reize wahrnahm. Im Durchschnitt verbesserte das passive Training die Diskriminationsschwelle um zwölf Prozent. Allerdings nicht bei jedem der 26 Teilnehmer.

EEG-Werte geben Aufschluss

Warum manche besser lernten als andere, untersuchte das Team mittels EEG. Bei guten Lernern veränderte sich die Hirnaktivität im EEG, genauer gesagt die Alpha-Wellen. Diese zeigen unter anderem an, wie effektiv das Gehirn die sensorische Information, die man zum Lernen braucht, verwertet. "Eine spannende Frage ist nun, inwieweit sich die Alpha-Aktivität mit Biofeedback willentlich beeinflussen lässt", sagt Hubert Dinse vom Neural Plasticity Lab der Ruhr-Universität Bochum.

"Das könnte enorme Implikationen für die Therapie nach Hirnschädigung oder ganz allgemein für das Verständnis von Lernvorgängen haben", weiß Dinse. Wie gut wir lernen, hängt von genetischen Aspekten, der individuellen Gehirnanatomie und nicht zuletzt der Aufmerksamkeit ab. "Wir haben in den vergangenen Jahren ein Verfahren etabliert, mit dem wir bei Menschen Lernprozesse auslösen, die keine Aufmerksamkeit erfordern", sagt Dinse. Diesen Faktor konnten die Forscher also ausklammern.

Wissen nützlich für Behandlung

"Wie der Alpha-Rhythmus es schafft, das Lernen zu beeinflussen, untersuchen wir mit Computermodellen. Wir können mit dem Alphaeffekt eine Vorhersage treffen, wie gut jemand lernen kann", sagt Petra Ritter, Leiterin der Arbeitsgruppe BrainModes am MPI Leipzig und der Berliner Charité, gegenüber pressetext.

"Erst wenn wir die Art der komplexen Informationsverarbeitung des Gehirns verstehen, können wir ganz gezielt in die Prozesse eingreifen, um bei Störungen zu helfen", fügt Ritter hinzu. Neue Therapieansätze zu entwickeln, ist das gesteckte Ziel des Kooperations-Netzwerkes, das Ritter koordiniert.


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Montag, 11. Februar 2013

Signalmolekül lässt Gedächtnis altern

Ursache für Nachlassen geistiger Leistungsfähigkeit entdeckt

Neue Nervenzellen im Gehirn einer Maus
(Foto: Ana Martin-Villalba, dkfz.de)

Heidelberg (pte004/11.02.2013/06:15) - Wenn ein bestimmtes Signalmolekül ausgeschaltet wird, bleibt die Leistungsfähigkeit im Gehirn erhalten. Das haben Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) bei Mäusen entdeckt. "Im Alter nimmt die Produktion neuer Nervenzellen ab, deshalb lässt die Merk- und Lernfähigkeit nach", sagt die Neuro­wissen­schaftlerin Ana Martin-Villalba gegen­über pressetext. Die DKFZ-Forscher konnten an Mäusen belegen, dass im Gehirn älterer Tiere mehr Nervenzellen neu entstehen, wenn das Signalmolekül Dickkopf-1 ausgeschaltet ist.

Experimente mit Mäusen

Ältere Mäuse, deren Dickkopf-Gen stillgelegt war, erreichten bei Tests dieselbe geistige Leistungsfähigkeit wie Jungtiere. Martin-Villalba und ihr Team haben nach den molekularen Ursachen für das Versiegen des Nerven-Nachschubs gesucht. Für eine konstante Neubildung von Nervenzellen sind neuronale Stammzellen im Hippocampus zuständig.

Bestimmte Moleküle in der direkten Umgebung der Stammzellen entscheiden, ob sie ruhen oder sich selbst erneuern. Sie können sich auch zu einer der beiden Arten spezialisierter Gehirnzellen, Astrozyten oder Nervenzellen, ausdifferenzieren. Zu diesen Faktoren zählt das Signalmolekül Wnt, das die Entstehung junger Nervenzellen fördert. Sein molekularer Gegenspieler ist das Dickkopf-1.

Anwendung noch Zukunftsmusik

"Es gibt Indizien dafür, dass es beim Menschen genauso sein könnte", sagt Martin-Villalba. Die Ergebnisse werfen die Frage auf, ob die Funktion von Dickkopf-1 mit Medikamenten ausgeschaltet werden kann. Tatsächlich werden Antikörper, die das Dickkopf-Protein blockieren, bereits klinisch geprüft - zur Behandlung eines ganz anderen Krankheitsbildes. "Es ist faszinierend zu spekulieren, dass ein solcher Wirkstoff den altersbedingten kognitiven Abbau bremsen könnte. Das ist jedoch noch Zukunftsmusik", so Martin-Villalba abschließend.


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