Donnerstag, 14. Februar 2013

Lernen stark von Sinnesinformationen abhängig

Tests verbessern Werte der Zwei-Punkt-Diskriminationsschwelle

EEG-Messung: fällt bei Probanden unterschiedlich aus
(Foto: MPI CBS Leipzig)

Berlin (pte004/14.02.2013/06:15) - Der Grund, warum manche Menschen schlechter lernen als andere liegt daran, dass das Gehirn die Informationen unzureichend an den entscheidenden Stellen verarbeitet. Manche speichern Sinnesinformationen nicht ausreichend, so Forscher der Ruhr-Universität Bochum, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Charité - Universitätsmedizin Berlin und des Leipziger Max-Planck-Instituts (MPI) für Kognitions- und Neuro ­wissen ­schaften.

Reaktion nicht immer gleich

In einem Experiment trainierten die Wissenschaftler den Tastsinn der Probanden, indem sie die Haut an der Hand elektrisch stimulierten. Der Tastsinn gewinnt dadurch üblicherweise an Sensibilität. Die Forscher reizten 30 Minuten lang wiederholt den Tastsinn der Teilnehmer. Vor und nach diesem passiven Training testeten sie die sogenannte Zwei-Punkt-Diskriminationsschwelle - ein Maß für die Sensibilität des Tastsinns.

Dabei übten sie mit zwei Nadeln sanften Druck auf die Hand aus. Dann bestimmten die Forscher den kleinsten Abstand zwischen den Nadeln, bei dem die Testperson sie noch als separate Reize wahrnahm. Im Durchschnitt verbesserte das passive Training die Diskriminationsschwelle um zwölf Prozent. Allerdings nicht bei jedem der 26 Teilnehmer.

EEG-Werte geben Aufschluss

Warum manche besser lernten als andere, untersuchte das Team mittels EEG. Bei guten Lernern veränderte sich die Hirnaktivität im EEG, genauer gesagt die Alpha-Wellen. Diese zeigen unter anderem an, wie effektiv das Gehirn die sensorische Information, die man zum Lernen braucht, verwertet. "Eine spannende Frage ist nun, inwieweit sich die Alpha-Aktivität mit Biofeedback willentlich beeinflussen lässt", sagt Hubert Dinse vom Neural Plasticity Lab der Ruhr-Universität Bochum.

"Das könnte enorme Implikationen für die Therapie nach Hirnschädigung oder ganz allgemein für das Verständnis von Lernvorgängen haben", weiß Dinse. Wie gut wir lernen, hängt von genetischen Aspekten, der individuellen Gehirnanatomie und nicht zuletzt der Aufmerksamkeit ab. "Wir haben in den vergangenen Jahren ein Verfahren etabliert, mit dem wir bei Menschen Lernprozesse auslösen, die keine Aufmerksamkeit erfordern", sagt Dinse. Diesen Faktor konnten die Forscher also ausklammern.

Wissen nützlich für Behandlung

"Wie der Alpha-Rhythmus es schafft, das Lernen zu beeinflussen, untersuchen wir mit Computermodellen. Wir können mit dem Alphaeffekt eine Vorhersage treffen, wie gut jemand lernen kann", sagt Petra Ritter, Leiterin der Arbeitsgruppe BrainModes am MPI Leipzig und der Berliner Charité, gegenüber pressetext.

"Erst wenn wir die Art der komplexen Informationsverarbeitung des Gehirns verstehen, können wir ganz gezielt in die Prozesse eingreifen, um bei Störungen zu helfen", fügt Ritter hinzu. Neue Therapieansätze zu entwickeln, ist das gesteckte Ziel des Kooperations-Netzwerkes, das Ritter koordiniert.


Dieser Artikel wurde von pressetext.austria veröffentlicht und ist unter http://www.pressetext.com/news/20130214004 abrufbar.

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