Mittwoch, 17. März 2010

Männer haben das schlechtere Gedächtnis

Frauen erinnern sich weit länger an Begriffe

Frauen können sich Wörter weit besser einprägen
(Foto: pixelio.de/van Melis)

London (pte034/17.03.2010/15:00) - Männer werden oft als das vergessliche Geschlecht dargestellt. Das ist auch zurecht so, sagen Forscher der University of London. Als sie das Gedächtnis von 50-jährigen Frauen und Männern testeten, schnitten erstere deutlich besser ab. "Die Studie bezieht sich allein auf das Erinnerungsvermögen von Wörtern, während organisatorisches oder perspektivisches Gedächtnis nicht erhoben wurde. Dennoch überraschten die Ergebnisse", berichtet Studienleiter Brian Dodgeon im pressetext-Interview.

Frauen merken sich Dinge lange

Die 10.000 Menschen, die an der Studie teilnahmen, hörten in einem ersten Test zehn Wörter, die sie nach zwei und fünf Minuten möglichst vollständig aus dem Gedächtnis wiedergeben sollten. Frauen schlugen die Männer zuerst um fast fünf Prozent, im zweiten Test waren es bereits acht Prozent. Auch bei der Aufgabe, vorgegebene Buchstaben aus einer Matrix herauszu­finden, hatten die Frauen die Nase vorne, wenngleich mit mehr Fehlern als Männer. Erst als es im vierten Test möglichst viele Tiere in einer Minute zu nennen galt, kamen beide Geschlechter einheitlich auf 22 Antworten.

Warum es zu diesen Unterschieden kommt, ist noch nicht geklärt. "Andere Studien weisen darauf hin, dass der höhere Östrogenspiegel der Frau den Hippocampus besser versorgt", so Dodgeon. Diese Gehirnregion sei für das Wortgedächtnis verantwortlich. Für den Tiernamen-Test hingegen komme es auf die Organisationsfähigkeit an. "Hier schneidet gut ab, wer Kategorien bilden kann, wie etwa 'Tiere im Haus und am Bauernhof, Tiere im Wasser oder am Land."

Sport und Rauchverzicht lohnt sich

Noch genauere Aussagen erlaubte die Tatsache, dass die Studie Teil einer Langzeiterhebung war. "Überprüft wurden alle Menschen, die in Großbritannien innerhalb einer bestimmten Woche im Jahr 1958 geboren wurden. Seither beobachtet man sie regelmäßig, wodurch Folgen von Sport, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Depression auf das Gehirn abgeschätzt und die Ergebnisse auch um soziale Faktoren korrigiert werden", erklärt Dodgeon.

Es zeigte sich, dass die Lebensführung das Gedächtnis entscheidend beeinflusst. Nichtraucher und auch Ex-Raucher schnitten deutlich besser ab als aktive Raucher, während Alkohol in kleinem Umfang die Erinnerungsleistung leicht hob. Als Vorteil zeigte sich auch die Bewegung. "Wer mindestens einmal pro Monat schwimmt oder läuft, steigert sein Erinnerungsvermögen allein dadurch um bis zu sieben Prozent", so der britische Forscher.


Diese Meldung wurde von pressetext.austria erstellt und ist
unter http://www.pressetext.com/news/20100317034 abrufbar.

Montag, 1. März 2010

Innere Uhr im Hirn

Warum man nachts keinen Durst hat

Die innere Uhr im Gehirn
(Foto: Charles Bourque)

Wer fest schläft, hat keine Bedürfnisse - auch keinen Durst. Doch warum trocknet der Körper nachts nicht aus? Forscher haben jetzt einen Mechanismus entdeckt, der den Wasserhaushalt reguliert. Eine innere Uhr im Gehirn steuert dabei eine ganze Reihe von Nervenzellen und die Ausschüttung eines Hormons.

Nachts, wenn wir schlafen, fährt der Körper so manche Aktivität herunter. Auch die Grund­bedürfnisse spielen dann nur noch eine untergeordnete Rolle. So kommt es in der Regel nur selten vor, dass wir nachts etwa durstig sind. Doch wie kommt es, dass der Körper nicht austrocknet, während er stundenlang dämmert und keine Flüssigkeit bekommt?

Ein Hormon regelt den Wasserhaushalt

Die Neurophysiologen Eric Trudel und Charles Bourque vom Research Institute des McGill University Health Centre in Montreal haben auf diese Frage jetzt eine Antwort gefunden: Ihren Experimenten zufolge reguliert die innere Uhr im Gehirn den Wasserhaushalt über die Ausschüttung des Hormons Vasopressin ins Blut. Dieser Botenstoff ist für den Körper das Signal, dass er Flüssigkeit speichern soll.

"Seit Jahren wussten wir, dass die Ausschüttung von Vasopressin dem Tagesrhythmus folgt", erklärt Christopher Colwell, ein Neurobiologe von der University of California in Los Angeles, der den Schlaf und die innere Uhr des Menschen erforscht. "Doch bisher konnte niemand erklären, wie das funktioniert", so Colwell. Im Fachmagazin Nature stellen Trudel und Bourque nun einen genauen Mechanismus vor, wie der Körper den Wasser­haushalt nachts reguliert. (Originalartikel)

Neuronale Kaskade wird in Gang gesetzt

In erster Linie sorgt das Gefühl von Durst für den Flüssigkeitsnachschub. Umgekehrt werden überflüssige Mengen über den Urin entsorgt. Weil Menschen nachts für gewöhnlich nichts trinken, muss der Wasserverlust minimiert werden, um das Austrocknen zu verhindern. Bisher wussten die Wissenschaftler, dass ein niedriger Flüssigkeitspegel eine Gruppe von Nervenzellen aktiviert, die sogenannten osmosensorischen Neuronen. Diese regen wiederum eine andere Neuronen-Gruppe an, die das Hormon Vasopressin ins Blut abgeben.

Ebenso bekannt war die Tatsache, dass der Vasopressin-Spiegel nachts ansteigt. Im Gegensatz dazu sinkt die Aktivität der Nervenzellen im sogenannten Nucleus suprachiasmaticus - demjenigen Areal im Gehirn, der als Taktgeber des tageszeitlichen Rhythmusses gilt.

Die Studie

Trudel und Bourque untersuchten für ihre Studie, ob die geringe Aktivität der "Zeit-Neuronen" dazu führt, dass die Vasopressin-Neuronen das Hormon leichter ausschütten und der Körper somit mehr Wasser speichert und weniger Urin produziert.

Dafür beobachteten die Forscher die Aktivität der entsprechenden Neuronen-Gruppen in Hirnen von Ratten. Sie stimulierten osmosensorische Nervenzellen und beobachteten die Reaktion der Vasopressin-Neuronen, indem sie deren elektrische Aktivität aufzeichneten. Zudem untersuchten sie den Effekt der "Zeit-Neuronen" auf die Kommunikation zwischen diesen beiden Nervenzell-Gruppen.

Das Ergebnis

Das Ergebnis bestätigte die Vermutungen der Forscher. Demnach wirkten die "Zeit-Neuronen" wie ein Dimmschalter für die Wasserregulierung: Ist ihre Aktivität hoch, verhindern sie die Ausschüttung von Vasopressin - sind sie weniger aktiv, können die osmosensorischen Nervenzellen die Vasopressin-Neuronen besser dazu anregen, das Hormon auszuschütten.

Ob man das Ergebnis auch auf den Menschen übertragen kann, bleibe dennoch fraglich, sagt Colwell. Schließlich sind Ratten nachtaktive Tiere. Dennoch seien der Vasopressin-Zyklus und die Aktivität der Zeit-Neuronen in Ratten und Menschen sehr ähnlich.

siehe auch: Fotostrecke

Dieser Artikel wurde von Spiegel online veröffentlicht und ist unter Innere Uhr im Hirn: Warum man nachts keinen Durst hat abrufbar.