Montag, 23. September 2013

Angst-Therapie: Patienten riechen an Turnschuhen

Neuer Ansatz für Phobien und Posttraumatische Belastungsstörungen

Schlafender Junge: Gerüche bekämpfen Angst
(Foto: pixelio.de, S. Hofschlaeger)

Chicago (pte012/23.09.2013/11:25)
Forscher der Northwestern University Feinberg School of Medicine gehen davon aus, dass unter anderem der Geruch von Turnschuhen eingesetzt werden könnte, um Menschen im Schlaf von ihren Ängsten zu befreien. Probanden wurden so trainiert, dass sie zwei Bilder, die mit Gerüchen in Verbindung standen, mit Angst in Zusammen­hang brachten. Während des Schlafes wurden sie einem der beiden Gerüche ausgesetzt. Wieder erwacht, hatten sie weniger Angst vor dem Bild, das mit diesem Geruch verbunden war.

Tiefschlaf verarbeitet Gerüche

Experten wie Jennifer Wild vom King's College London Institute hoffen, dass dieser Ansatz zur Behandlung von Phobien und Posttraumatischen Belastungsstörungen ein­gesetzt werden kann. Menschen mit Ängsten werden bereits jetzt im Wachzustand schrittweise mit dem, was ihnen Angst macht, in Kontakt gebracht.

Die in Nature Neuroscience veröffentlichte Untersuchung legt nahe, dass dieser Ansatz auch während des Tiefschlafes zum Einsatz kommen könnte. Während dieser tiefsten Schlafphase werden Erinnerungen verarbeitet - vor allem jene, die mit Gefühlen zusammenhängen.

Experimente mit Elektroschocks

Die Experten zeigten 15 gesunden Menschen Fotos von zwei verschiedenen Gesichtern. Gleichzeitig wurde ihnen ein leichter elektrischer Schock verabreicht. Zusätzlich wurden sie einem bestimmten Geruch wie Zitrone, Pfefferminz, neuen Turnschuhen, Gewürznelke oder Holz ausgesetzt.

Im Schlaflabor wurde einer der Gerüche freigesetzt, der mit einem der gezeigten Fotos in Zusammenhang stand. Als sie wieder wach waren, wurden ihnen beide Gesichter gezeigt, jedoch ohne Geruch oder Elektroschock. Die Teilnehmer zeigten bei dem Bild, das mit dem Geruch in Zusammenhang stand, den sie während des Schlafes wahrgenommen hatten, weniger Angst.

Weitere Forschungen notwendig

Die Reaktionen wurden über die Schweißmenge auf der Haut und funktionelle Magnet-Resonanz-Tomografie mittels Gehirnscans gemessen. Sie zeigten Veränderungen in den Bereichen, die wie der Hippokampus mit dem Gedächtnis in Zusammenhang stehen sowie Gehirnaktivität in Bereichen wie der Amygdala, die mit Gefühlen in Verbindung gebracht wird.

Die Teilnehmer befanden sich zwischen fünf und 40 Minuten in tiefem Schlaf. Die Wirkung der Behandlung war bei jenen am stärksten, die am längsten geschlafen hatten. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Katherina Hauner bedeuten diese Forschungsergebnisse wirklich eine neue Erkenntnis.

"Wir haben einen kleinen, aber entscheidenden Schritt zur Verringerung der Angst geschafft. Gelingt es uns, ihn auch auf bereits existierende Ängste auszuweiten, dann kann die Behandlung von Phobien vielleicht auch auf Schlaf ausgedehnt werden." Phobien wären für die Wissenschaftlerin das offensichtliche Einsatzgebiet - im Vergleich zu Posttraumatischen Belastungsstörungen sind sie einfach zu heilen.


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Mittwoch, 18. September 2013

Musikalische Ausbildung verbessert Sprachfähigkeit

Forscher belegen: Liebhaber schöner Klänge können auch besser lesen

Klavier: Rhythmus der Musik verbessert die Sprache
(Foto: pixelio.de, pixelpart)

Evanston (pte011/18.09.2013/11:10)
Das Bewegen zu einem regelmäßigen Rhythmus steht in einem engen Zusammenhang mit besseren sprachlichen Fähigkeiten. Das haben Forscher des Auditory Neuroscience Laboratory der Northwestern University herausgefunden. Teilnehmer der Studie, die besser bei Rhythmustests abschnitten, wiesen auch bessere neurale Reaktionen auf gehörte Sprache auf.

Rhythmusgefühl entscheidend

Das Team um Nina Kraus geht davon aus, dass das Spielen von Musik auch andere Fähigkeiten - vor allem aber die Sprache - verbessern könnte. Die Wissenschaftler argumentieren im Journal of Neuroscience, dass Rhythmus ein integraler Bestandteil der Sprache ist. Mehr als 100 Teenager wurden ersucht, ihre Finger ensprechend eines Rhythmus zu bewegen. Ihre Genauigkeit wurde gemessen, indem festgestellt wurde, wie präzise ihre Reaktionen dem Metronom entsprachen.

In einem nächsten Schritt wurden auch die Gehirnwellen der Probanden mit Elektroden gemessen. Dabei kam die sogenannte Elektroenzephalografie zum Einsatz. Damit wurde festgestellt, wie das Gehirn auf die Töne reagierte. Mit Hilfe dieses biologischen Ansatzes haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass jene, die über eine bessere musikalische Ausbildung verfügten, auch bessere neurale Reaktionen auf Sprachlaute aufwiesen. Bei jenen, die schlechter abschnitten, war auch diese Fähigkeit geringer ausgeprägt.

Gehirnwellen entsprechen Schallwellen

Es zeigte sich, dass Jugendliche, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, auch große Probleme hatten, entsprechend auf den Rhythmus zu reagieren. "Musik liefert so etwas wie eine temporäre Landkarte mit Hinweisen auf die wahrscheinlichste Platzierung von bedeutungsvollen Inhalten", erklärt Kraus.

Die aufgezeichneten Gehirnwellen entsprachen den Schallwellen. "Man kann sogar aufgezeichnete Gehirn­wellen über den Lautsprecher abspielen und sie klingen dann wie Schallwellen. Es scheint so zu sein, als dass die Faktoren, die für das Lesen wichtig sind, durch musikalische Erfahrungen verbessert werden. Musiker verfügen über sehr präzise auditorisch-neurale Reaktionen", unterstreicht Kraus abschließend.


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Donnerstag, 5. September 2013

Schlaf erhöht Anzahl der Gehirnzellen

Biomembran Myelin gibt Einblick in Krankheiten wie Multiple Sklerose

Geschlossenes Auge: Schlaf hilft uns, Kraft zu sammeln
(Foto: pixelio.de, Jurek)

Madison (pte001/05.09.2013/06:00)
Forscher der University of Wisconsin haben einen weiteren Grund dafür entdeckt, warum der Mensch schlafen muss. Dabei kommt es zur Ergänzung einer Art von Gehirn­zellen. Schlaf erhöht die Produktion von Zellen, die in Folge bei der Herstellung von Myelin eine Rolle spielen. Das Myelin schützt die Schaltkreise des Gehirns. Diese bisher an Mäusen nachgewiesene Funktion könnte neue Einblicke in die Rolle des Schlafes bei der Erneuerung und dem Wachstum des Gehirns sowie bei Krankheiten wie Multipler Sklerose liefern.

Ruhe für Lebensfunktion wichtig

Das Team um Chiara Cirelli konnte nachweisen, dass sich die Produktion von unreifen Myelin herstellenden Zellen, den sogenannten Oligodendrozyten, verdoppelte, wenn die Mäuse schliefen. Am deutlichsten war der Anstieg in der REM-Schlafphase, die mit dem Träumen in Zusammenhang steht. Diese Zunahme wurde durch Gene gesteuert. Im Gegensatz dazu wurden jene Gene aktiviert, die beim Zelltod und Stressreaktionen relevant sind, wenn die Tiere daran gehindert wurden, zu schlafen.

Warum der Mensch schlafen muss, beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Es ist offensichtlich, dass Schlaf notwendig ist, damit wir uns ausgeruht und geistig frisch fühlen. Laut Cirelli hat sich die Schlafforschung lange Zeit darauf konzentriert, wie sich die Aktivität der Nervenzellen verändert, wenn Tiere schlafen oder wenn sie wach sind. "Jetzt ist klar, dass sich auch die Art und Weise, wie andere unterstützende Zellen im Nervensystem arbeiten, deutlich verändert - je nachdem, ob ein Tier schläft oder munter ist."

Reparatur von körperlichen Schäden

Die Mediziner gehen auch davon aus, dass der Mangel an Schlaf Symptome einer Multiplen Sklerose (MS) verstärken kann. Bei der Krankheit kommt es zu einer Schädigung des Myelin. Das Immunsystem greift die Myelinschicht der Nerven an und zerstört sie in Gehirn und im Rückenmark. Cirelli zufolge könnten weitere Studien untersuchen, ob Schlaf einen Einfluss auf die Symptome von MS hat oder nicht. Die Experten interessiert auch, ob der Mangel an Schlaf zum Beispiel während des Heranwachsens langfristige Auswirkungen auf das Gehirn hat.

Laut dem National Institute of Neurological Disorders and Stroke ist Schlaf erforderlich, damit das Nervensystem richtig funktioniert. Tiefer Schlaf fällt bei Kindern und Jungendlichen mit der Freisetzung von Wachstumshormonen zusammen. Viele der Körperzellen weisen ebenfalls eine erhöhte Produktion und einen verringerten Abbau von Proteinen auf. Da Proteine die Bausteine sind, die für das Zellwachstum und die Reparatur von Schäden durch Faktoren wie Stress und UV-Strahlung verantwortlich sind, könnte der Tiefschlaf im wahrsten Sinne des Wortes ein Schönheitsschlaf sein. Die Studie wurde im Magazin Journal of Neuroscience veröffentlicht.


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