Dienstag, 14. Juni 2011

Gehirnforschung kämpft mit Finanzierungskrise

In zehn Jahren wurde nur ein neues Antidepressivum zugelassen

Medikamente: Entwicklung dauert im
Schnitt 13 Jahre (Foto: fotodienst.at)

Utrecht (pte011/14.06.2011/10:50) - Die Forschung bei Erkrankungen des Geistes wie Depressionen steckt in einer ernsten Krise. Darauf macht eine Studie des European College of Neuropsychopharmacology auf­merksam. Die Wissen­schaftler warnen, dass neue Behandlungsansätze hinaus­gezögert werden und die nächste Generation von Neurowissenschaftlern nicht entsprechend ausgebildet sein wird. Private Firmen ziehen sich aufgrund der Schwierigkeiten, die Medikamente auf den Markt zu bringen, zurück. Gefordert werden mehr Investitionen und Ver­änderungen bei der Durchführung von Tests. Die aktuelle Studie ist das Ergebnis eines Gipfeltreffens von mehr als 60 Vertretern von Regierungen, Universitäten, der Pharmaindustrie und Patienten­gruppen.

Bis zu 80 Prozent der Finanzierung für Gehirnforschung in Europa stammt traditionell aus dem privaten Sektor. Die Pharmafirmen ziehen sich zurück. Grund dafür sind die enormenKosten, die anfallen bis das Medikament wirklich beim Patienten ankommt. Es dauert laut Studie viel länger ein Medikament gegen eine Geisteskrankheit zu entwickeln, als jede andere Arznei. Durchschnittlich liegt die Entwicklungszeit bei 13 Jahren. Diese Medikamente haben eine höhere Ausfallsrate und es ist schwerer, eine Zulassung zu bekommen. Mit Agomelatin wurde in Europa in den letzten zehn Jahren nur ein Antidepressivum zugelassen.

Mehr öffentliche Gelder

Guy Goodwin von der University of Oxford erklärte laut BBC, dass die fehlenden Mittel zu einer Generationenkrise in der Neuroforschung und in der Ausbildung führen könnten. Die Wissenschaftler fordern mehr öffentliches Geld für die Gehirnforschgung. "Die Kosten und die Auflagen sind ziemlich hoch, gleichzeitig sind die Investitionen unverhältnismäßig gering. Die öffentlichen Investitionen in die Forschung sollten in einem Verhältnis zu der Belastung durch diese Krankheiten stehen", schreiben die Autoren. Die Studie macht einige Vorschläge, wie mehr Investoren gewonnen werden könnten.

Denkbar wäre zum Beispiel die Vergrößerung der Zielgruppe. Das würde die Medikamente für die Unternehmen profitabler machen. Zusätzlich wurde ein europäischer Medizinschrank vorgeschlagen. Pharmaunternehmen könnten Medikamente spenden, die sie nicht länger für die Forschung benötigen. Sie könnten dann von anderen Organisationen genutzt werden. Medikamente, die für die Behandlung von Alzheimer ausgeschieden wurden, könnten für die Forschung anderer psychischer Erkrankungen eingesetzt werden.


Diese Meldung wurde von pressetext.austria ausgedruckt und ist unter http://www.pressetext.com/news/20110614011 abrufbar.

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